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Symbolbild, kleines Bild: Das Kernproblem der Corona-App in einem Post, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Best Practice: Antoni Cherif aus Gütersloh und die App »Herein!«

Je nach Pandemielage müssen Gastronomen und Ladenbesitzer die Kontaktdaten ihrer Gäste, Besucher und Kunden sammeln, wenn sie überhaupt öffnen dürfen. Das heißt: Jeder Gast trägt sich bei jedem Besuch in ein Formular ein. Die App »Herein!«, die der Gütersloher Antoni Cherif initiiert hat, erspart beiden diesen lästigen Registrierungsprozess.

Es ist lästig, sich immer wieder in Formulare und Listen einzutragen. Und wie schnell hat ein Fremder einen Blick auf Ihre Adresse und Telefonnummer erhascht? Das Hinterlassen Ihrer Kontaktdaten war nie bequemer. Man installiert die App auf dem Smartphone und gibt einmal seine Adresse ein oder wählt diese aus. »Herein!« verwandelt den Kontakt in einen QR-Code. Diesen lässt man einfach scannen – in Clubs, Restaurants und allen Geschäften, die »Herein!« unterstützen.

Der Schutz der Daten ist dabei wichtig. Sie verbleiben auf den Geräten des Betreibers. Eine zentrale Speicherung findet nicht statt. Zusätzlich kann man den QR-Code auf dem iPhone in seiner Wallet ablegen. Damit zeigt man seine Kontaktdaten durch einen Doppeltipp auf die Seitentaste oder den Homebutton. Über die Wallet-App erscheint der Code sogar auf der Apple Watch.

»Smudos App ist nicht mehr aktuell«, sagt Antoni Cherif, der bereits vor Monaten mit »Herein!« die erste App zur Kontaktnachverfolgung entwickeln ließ – die einzige, die nicht serverbasiert ist. »Wir haben den Feuerlöscher da, er ist fertig und er ist jetzt zu benutzen« – damiit bewarb Rapperund IT-Experte Smudo von den »Fantastischen Vier« bei Anja Will seine angeblich von ihm mitentwickelte Kontaktverfolgungs-App »Luca«. Antoni Cherif aus Gütersloh hat den Satz mit einem müden Kopfschütteln gehört, denn er hatte lange vor Smudo eine solche App auf den Markt gebracht. Allerdings nicht ganz so prominent beworben und etwas weniger erfolgreich. In Gütersloh wird die App in Cafés, der Stadtbibliothek und im Theater verwendet.

Die Gütersloher App war laut Cherif sogar bundesweit die erste zur Kontaktnachverfolgung. »›Luca‹ reiht sich ein in die Riege der vielen anderen Apps, die nach ›Herein!‹ gekommen sind«, so Cherif. »Alle haben eins gemeinsam, sie kopieren einen Teil von ›Herein!‹, aber setzen auf eine zentrale Sicherung der Daten auf einem Server.« Bei »Herein!« hingegen landen die Daten nur auf den Endgeräten derjenigen, die diesen Service anbieten. In Gütersloh wird die App nicht nur in Cafés, Kneipen und Restaurants zur vollsten Zufriedenheit genutzt, sondern auch in der Stadtbibliothek, im Theater und in der Stadthalle.

Die Verwendung ist einfach und erfolgt wie bei »Luca« über einen QR-Code. Der Nutzer gibt einmal seine Kontaktdaten ein oder übernimmt sie aus dem Adressbuch. Es lassen sich auch mehrere Personen gruppenweise zusammenfassen. Diese Informationen werden als QR-Code angezeigt. Dieser wird beim Betreten beispielsweise eines Lokals vom Handy oder Tablet des Gastwirts eingescannt. Diese Daten können bei Bedarf als Excel-Tabelle ans Gesundheitsamt geschickt werden. Die Nutzung ist kostenlos, lediglich für Betriebe, die sie anwenden, fällt einmalig eine Gebühr von 25 Euro an. Die Gaststättenbranche wollte die App nicht – und entwickelte selbst erfolglos eine

Antonie Cherif hat die App von seinen Kollegen im Meller Unternehmen »Project Wizards« programmieren lassen. »Herein!« sei nur ein Nebenprodukt und keine Geschäftsidee, mit der man Geld machen wolle, so Cherif. Man habe einen Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie leisten wollen. Zwar habe sein Chef beim Land Niedersachsen, wo die Firma ihren Sitz hat, gezielt für die App geworben, ein Staatssekretär habe sogar Interesse gezeigt. Dabei sei es aber auch geblieben.

Enttäuscht war Antonie Cherif auch von der Reaktion des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), der sich zunächst ablehnend verhalten habe. »Zwei Monate später hat die Dehoga Bayern eine eigene App entwickelt, selbstverständlich serverbasiert und sehr umständlich«, so Cherif. Sie konnte sich nicht durchsetzen.

Eigentlich ist »Luca« wie auch die vielen anderen Apps zur Kontaktnachverfolgung laut Cherifnicht mehr aktuell. »Denn mit der Corona-Warn-App gibt es tatsächlich eine sehr gute Plattform, in die man auch so eine Funktionalität ohne weiteres einbauen könnte. Vorteil wäre die bereits sehr große Verbreitung der App und die absolut sichere und anonyme Funktionsweise.«

Die deutschen Datenschutzbehörden haben Nachbesserungen bei »Luca« gefordert. Der Anbieter der App habe bisher identifizierte Risiken »teilweise behandelt«, hieß es in einer in Saarbrücken veröffentlichten Stellungnahme der Konferenz der unabhängigen Datenschutzaufsichtsbehörden des Bundes und der Länder (DSK). »Die DSK fordert das Unternehmen dennoch auf, weitere Anpassungen an dem System vorzunehmen, um den Schutz der teilnehmenden Personen weiter zu erhöhen.« Mit der App kann man sich mit einer Art virtueller Visitenkarte beispielsweise in Restaurants oder Kinos anmelden.

Auch das Satiremagazin Titanic lieferte und stand in gewohnter Manier über den Dingen. Es sei allgemein bekannt, dass Hip-Hop 1986 von der Stuttgarter Band »Die Fantastischen Vier« erfunden worden sei, einer Clique von Entrepreneuren und Programmierern, die eher zufällig ins Musikgeschäft stolperten. Damals setzten sich Michi Beck, Thomas Dürr, »And.Ypsilon« und Smudo in einer Reihenhaushälfte zusammen und definierten die vier Elemente des Hip-Hop: Gute Laune, clevere Wortspiele, Stuggitown und digitale Lösungen für die gesellschaftspolitischen Herausforderungen der Zukunft. Weitsichtig haben die vier bereits damals sperrige Reflexionen zur Kunstfreiheit oder populistische Pauschalurteile über die deutschen Sicherheitsbehörden außen vor gelassen. Mit den vier Elementen des Hip-Hop ließe sich über »Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt« argumentieren: Die Polizei anscheißen, obwohl roundabout 99,9 Prozent der Bediensteten einen Riesenjob machen? Das hat mit Rap leider nichts zu tun. Da sei man auch auf einer Linie mit dem CDU-Influencer Wolfgang Bosbach.

Antoni Cherif ist nun einmal nicht Smudo, er wird mangels bundesweiter Prominenz nicht in Talkshows eingeladen, und bekanntermaßen gilt der Prophet im eigenen Lande nichts.

»Herein!« wäre immerhin datenschutzrechtlich unbedenklich. Die Corona-Apps kranken indes am Prinzip der Freiwilligkeit. Wer infiziert ist, leugnet einfach, überhaupt irgendwo gewesen zu sein und irgendeine App zu nutzen. Wer vernünftig ist, wird das nicht tun, aber derjenige wird auch nirgendwo großartig hingehen. Und wer kann sich ohne Kontakttagebuch schon großartig überhaupt daran erinnern, wo er überhaupt im dann fraglichen Zeitraum gewesen ist? Und selbst wenn: Dann zöge die Kontaktnachverfolgung einen sich potenzierenden Rattenschwanz nach sich, dem die Gesundheitsämter kaum gewachsen sein dürften. Und waren und sind. Gibt es schon eine App mit einem Kontakttagebuch? Womöglich in Verbindung mit einer Funktion zur Kontaktnachverfolgung? Oder gar in Verbindung mit einer Kontaktfeststellung? Eine eierlegende Wollmilchsau? Die Multimillionen-App des Bundes jedenfalls nicht. Von der wird seit Monaten überhaupt nicht mehr gesprochen.
 
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