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Alle Neubauten, die die Stadt Rietberg errichtet, werden direkt mit Lüftungsanlagen ausgestattet. Hier im Bild die Anlage des Kindergartens in Druffel. Foto: Stadt Rietberg, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Nachrüstung der Schulen in Rietberg kurzfristig nicht machbar

In vielen Städten wird aktuell darüber diskutiert, ob Lüftungsanlagen in Schulgebäuden verbaut werden sollen. In Rietberg hatte die Stadtverwaltung das Thema bereits im März im Ausschuss für Schulen und Kitas auf die Tagesordnung gesetzt. Inhalt war ein Sachstandsbericht über die lufttechnische Ausstattung von Kitas und Schulen, der deutlich machte, dass weder Kitas noch Schulen über Lüftungsanlagen verfügen. Im Ergebnis, so der Wunsch aus der Politik, sollte der Bedarf weiterer Kohlendioxyd-Ampeln geprüft werden, um so Einfluss auf das Lüftungsverhalten zu nehmen. Insbesondere der Einsatz mobiler Lüftungsanlagen wurde eher kritisch gesehen, da diese die Luft nicht austauschen. Aktuell hat die CDU-Fraktion beantragt, die Stadtverwaltung möge alle Schulen mit festverbauten »Raumlufttechnischen Anlagen« ausstatten und Bundesfördermittel, die sehr kurzfristig vor den Schulferien freigegeben wurden, beantragen.  

»Wir beschäftigen uns und auch die Politik schon lange mit diesem Thema und haben bereits grob abgeklopft, wie ein solcher Einbau gelingen kann, was wir dafür brauchen, was die Anlagen überhaupt bringen und vor allem wie schnell der Einbau dieser Technik realisiert werden kann«, informiert Bürgermeister Andreas Sunder. Denn was in der Theorie einfach klingt, ist aktuell in der Praxis kaum umsetzbar – schon gar nicht binnen weniger Wochen. Zurzeit ist die größte Hürde, Fachplaner zu finden, die über freie Kapazitäten verfügen. Ohne Fachplanung keine Kosten- und Leistungsbeschreibung, also kein Antrag und keine Förderung. Hinzu kommt, dass Maßnahmen dieser finanziellen Größenordnung (pro Schulstandort können Investitionen von 500.000 Euro gefördert werden) immer ausgeschrieben und vergeben werden müssen. Selbst unter optimalen Bedingungen – die Stadt findet einen Fachplaner, eine zügige Ausschreibung erfolgt, es gibt eine Firma, die den Einbau übernimmt – wäre nach Einschätzung des städtischen Fachbereichsleiters Bauen, Matthias Setter, nicht vor Anfang 2022 mit dem Beginn der Arbeiten zu rechnen. 

»Natürlich denken wir darüber nach, ob wir diese Ausstattung an den Schulen vornehmen. Wir betrachten das Thema im Kontext mit den ohnehin anstehenden umfangreichen Um- und Anbauten an fast allen Grundschulstandorten«, beschreibt Sunder den Fahrplan. »Eine Generalüberarbeitung vieler Grundschulstandorte ist notwendig, da bekanntlich in den nächsten Jahren ein Rechtsanspruch für die Ganztagsbetreuung in Kraft treten soll. Inwieweit es vor diesem Hintergrund Sinn macht, den raumbezogenen nachträglichen Einbau von Lüftungsanlagen isoliert zu betrachten und jetzt ad hoc in Angriff zu nehmen, müssen wir mit den verantwortlichen Politikern sehr gründlich abwägen«, sagt Andreas Sunder. Er hatte diese Woche auch die Fraktionsvertreter im Rahmen eines Gesprächs noch einmal ausführlich über die Rahmenbedingungen zu dieser Thematik informiert. Es sei mit viel Aufwand gelungen, einen Planer zu engagieren, der exemplarisch für zwei Grundschulstandorte Voruntersuchungen durchführen wird und Kosten ermittelt. Mit den Ergebnissen ist nicht vor Ende August zu rechnen. „Erst wenn die Untersuchungsergebnisse vorliegen, haben wir eine Basis für einen politischen Beschluss. Den brauchen wir, um überhaupt Fördermittel zu beantragen“, sagt Sunder.  

Sunder machte auch klar, dass für den Fall, dass bis Ende des Jahres für alle sechs Grundschulstandorte und die weiterführenden Schulen Bundesfördermittel beantragt werden sollen, viele andere, bereits beschlossene Hochbaumaßnahmen wie Sportheime nicht beziehungsweise nur mit erheblichem Zeitverlust zur Umsetzung kommen  »So ehrlich müssen wir gegenüber unseren Vereinen und Bürgern schon sein«, macht Sunder deutlich, der die Fraktionen darauf hingewiesen hat, dass die städtische Hochbauabteilung bereits jetzt am Limit arbeitet und nach wie vor Personalstellen unbesetzt seien.  

Denn sobald die Stadt einen Förderbescheid erhält, muss eine Umsetzung laut Förderprogramm in der Regel innerhalb von zwölf Monaten auch umgesetzt werden. Das heißt im Klartext: Die Stadt Rietberg baut im Jahr 2022 bis ins Jahr 2023 nachträglich um – und zwar im Bestand und im Schulbetrieb. Das sind umfangreiche Baumaßnahmen, die intensiv mit den Schulleitungen abgestimmt und begleitet werden müssen.  

Der Bürgermeister sieht noch eine weitere Hürde: »Inwieweit Teile, die größtenteils in Asien gefertigt werden, überhaupt auf dem Markt lieferbar sein werden, ist die andere spannende Frage. Jeder Privatmann weiß, was momentan auf dem Baumarkt los ist und wie sich zum Teil die Preise entwickeln. Momentan ist es ja schon schwierig, ein Abwasserrohr zu bekommen.«
 
Gütsel
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