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Die »Wasserstoffsiedlung« in Gütersloh-Avenwedde

In Avenwedde soll »Deutschlands erste ›grüne‹ Wasserstoffsiedlung« gebaut werden. Geplant sind dem Vernehmen nach 120 Wohnungen, ein Geschäftshaus, für das sogar schon ein Mieter präsentiert wurde, und eine Kita – der Strom- und Wärmebedarf soll mit »grünem« Wasserstoff aus erneuerbaren Energien, genauer gesagt mit selbstproduzierter Energie aus Photovoltaik, Biogas und Windkraft, gedeckt werden. Kürzlich konnte auch Ex-Bürgermeister Henning Schulz (CDU) als »Berater« gewonnen werden. Es wird von einem Investitionsbedarf in Höhe von 50 bis 55 Millionen Euro für die Immobilien und 25 Millionen Euro für die Energieversorgung ausgegangen, und man erhofft sich Fördergelder von Bund, Land und eventuell auch der EU.

Geplant sind 120 #Wohnungen, ein #Geschäftshaus, für dass es sogar schon einen Mieter gibt, und eine #Kita – der Strom- und Wärmebedarf soll über »grünen« #Wasserstoff aus #erneuerbaren #Energien, genauer gesagt mit selbstproduzierter #Energie aus #Photovoltaik, #Biogas und #Windkraft, gedeckt werden. Kürzlich konnte auch der Gütersloher Ex-Bürgermeister Henning Schulz (CDU) als Berater in Sachen »Verfahrensabwicklung« gewonnen werden.

Es wird von einem #Investitionsbedarf in Höhe von 50 bis 55 Millionen Euro für die Immobilien und 25 Millionen Euro für die Energieversorgung ausgegangen und man erhofft sich Fördergelder von #Bund, #Land und eventuell auch der #EU.

Wie groß ist die Gesamtfläche der Immobilien?

Derzeit kann man in Gütersloh von einem Quadratmeterpreis von rund 3.000 Euro ausgehen. Das hieße, bei der bezifferten Investitionssumme ließen sich konventionell mehr als 25.000 Quadratmeter Wohnfläche realisieren, wobei Gewerbeflächen billiger sind. Der Quadratmeterpreis dürfte in dieser Lage allerdings günstiger sein. Das heißt, dass das Ganze mutmaßlich nur funktionieren dürfte, wenn das Projekt soweit subventioniert würde, dass die Immobilien zu einem marktüblichen Quadratmeterpreis verkauft werden können. Und ein Überschuss soll sicherlich auch abfallen. Letztlich würde also mittelbar an Staatsgeldern partizipiert. Es sei denn, es würde eine völlig andere, alternative Kalkulation dahinterstecken.

50 Prozent des Stroms aus Photovoltaik?

Dem Vernehmen nach ist geplant, gut 50 Prozent des Stroms über Photovoltaik auf den Hausdächern zu gewinnen – zu den zweiten 50 Prozent soll eine Biogasanlage vom nahen Hof Busche beitragen, einen weiteren Teil sollen »Klein-#Windräder« mit einer Höhe von maximal 50 Metern beitragen, die wegen der geringen Höhe leichter genehmigungsfähig seien. Wo sie platziert werden sollen, ist freilich unklar. Es hieß, es sei nicht ausgeschlossen, dass Strom aus #Offshore-Anlagen in der #Nordsee bezogen werden müsse. Eine hundertprozentige #Autarkie sei vermutlich nicht realisierbar, denn man brauche eine Netzstabilität auch an Tagen, an denen weder die Sonne scheine noch der Wind wehe. An normalen Tagen wird bei der #Elektrolyse des Wassers ein Produktionsüberschuss erwartet, sodass Wasserstoff für den Betrieb einer Tankstelle abfalle. Ob diese Tankstelle neben dem Gelände oder als Zapfsäule eine andere Tankstelle ergänzen soll, sei noch zu überlegen. Zu überlegen sein dürfte auch, für welche Wasserstoffautos diese Tankstelle dann dienen soll – die deutsche Autoindustrie setzt praktisch vollständig auf Elektroautos und nicht auf Wasserstoffautos. Unklar ist auch, warum der verlustbehaftete Umweg über den Wasserstoff als projektinterner Energieträger gegangen werden soll – ebensogut könnte man den Strom direkt nutzen, müsste sich dann Gedanken über Stromspeicher machen. Darüber hinaus ist Wasserstoff nicht ungefährlich – im Gegensatz zu anderen, brennbaren Gasen sind Wasserstoff-Luft-Gemische bei einer großen Bandbreite an Mischungsverhältnissen hochexplosiv. International laufen bereits Projekte, bei denen ausgediente Akkus von Elektroautos zusammengefasst und als Großakkus genutzt werden. Auch »V2G«, »Vehicle to Grid«, könnte in Zukunft ein Thema werden.

Beispielkalkulation Photovoltaik

Allgemein geht man hierzulande von einem Energiebedarf von rund 160 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr aus, das sind durchschnittlich rund 80 Prozent des Gesamtenergiebedarfs, der demnach bei rund 200 Kilowattstunden liegen dürfte. Das wären insgesamt rund fünf Millionen Kilowattstunden bei 25.000 Quadratmetern Fläche. In #Deutschland geht man von rund tausend Kilowattstunden #Sonnenenergie pro Quadratmeter im Jahr aus. Tausend Watt Nennleistung werden in der Branche als ein »Kilowattpeak« bezeichnet. Ein »#Kilowattpeak« entspricht vier bis sechs Photovoltaikmodulen, die zusammen eine Dachfläche von acht bis zehn Quadratmeter einnehmen. Würde man also 50 Prozent des Bedarfs durch Photovoltaik decken wollen, müssten die rund 2,5 Millionen Kilowattstunden auf Dachflächen von rund 25.000 Quadratmetern erzielt werden, die dann zu 100 Prozent mit Photovoltaik genutzt werden müssten. Diese Kalkulation basiert auf einem Quadratmeterpreis von 3.000 Euro, also einem Preis für »konventionelle« Immobilien. Je teurer hier der Quadratmeterpreis ist, desto weniger Fläche würde bei der Investitionssumme entstehen, und desto weniger Dachfläche würde benötigt. Allerdings wären dann auch die benötigten Subventionssummen höher, wollte man mit einem marktüblichen Preis arbeiten wollen, um die Immobilien dann zu einem marktüblichen Preis zu verkaufen. Etwaige Energieverluste bei der Umwandlung des Stromes in Wasserstoff und der Rückwandlung in #Strom sind hierbei noch nicht einkalkuliert.

Windräder im Wohngebiet?

Um Windräder – und seien sie nur 50 Meter hoch – in einem Wohngebiet genehmigt zu bekommen, wäre zudem ein tiefgreifender Politikwandel nötig. Derzeit geht es in die entgegengesetze Richtung, der Mindestabstand von Windrädern zu Wohngebieten wurde deutlich erhöht, sodass Windräder beispielsweise in Nordrhein-Westfalen praktisch unmöglich geworden sind. Hinzu kommt, dass es bei Planungen regelmäßig zu Bürgerprotesten kommt. Auch im Kreis Gütersloh gab es solche Proteste.

#Energiehof für die #Technik

Abseits vom Baufeld ist ein »Energiehof« mit Wasserstoffspeicher, Regeltechnik, Anschlüssen und Verdichtereinheiten angedacht. – all das gehöre dazu. Im November 2021 soll das Thema auf der Tagesordnung des Fachausschusses im Gütersloher Stadtrat stehen, dann erhofft man sich Zustimmung zur Änderung des Bebauungsplanes. Parallel dazu läuft offenbar derzeit das Genehmigungsverfahren für den ersten Abschnitt, den Bau des Büro- und Geschäftshauses. Mit den #Stadtwerken #Gütersloh ist man im Gespräch darüber, dass die Stadtwerke Betreiber des #Netzes werden sollen – welches Netz genau gemeint ist, ist freilich unklar – Stromnetz? Wasserstoffnetz? Für das Projekt werden sechs bis sieben Jahre veranschlagt.

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