Spiel mit dem Feuer – wer braucht noch solche Spiele? »Das Erste« am 31. Januar 2020, 20.15 Uhr, Chinesische Botschaft München: Zumretay Arki und Felix Neureuther. Foto: NGLOW, BR, ARD, »Das Erste«, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Kritischer Blick auf die Olympischen Winterspiele in Peking
München (ots)
Am 4. Februar 2022 beginnen die Olympischen Winterspiele in Peking. Neben einem prallvollen Live-Paket, mit dem Fans keinen sportlichen Höhepunkt verpassen, blicken Das Erste und die ARD Mediathek über den Tellerrand und thematisieren die Lage in China sowie die Rahmenbedingungen der vielleicht umstrittensten Spiele aller Zeiten. Am Montag, 31. Januar 2022, steht der Abend im Ersten ganz unter diesem Motto: Zwei Dokumentationen und die Gesprächsrunde bei »hart aber fair« werfen einen kritischen Blick auf die Olympischen Winterspiele in Peking. Beide Dokus sind online first in der #ARD #Mediathek zu sehen.
Den Auftakt macht um 20.15 Uhr die Dokumentation »Spiel mit dem Feuer – wer braucht noch dieses Olympia?« mit ARD Sportexperte Felix Neureuther (#online #first in der ARD Mediathek ab 28. Januar 2022).
In dem Film von Nick Golüke und Robert Grantner betrachtet Neureuther aus Sicht des kritischen Athleten die Rahmenbedingungen von Olympia in Peking: Wo ist der Olympische Geist geblieben? Wird die Olympische Idee dem Kommerz geopfert? Für Neureuther sind die Winterspiele 2022 der Gipfel der Absurdität: Peking ist weder eine Wintersportregion, noch werden in China die Menschenrechte geachtet. Dem IOC war das offenkundig egal. Felix Neureuther fordert eine Reform der Spiele. Er fragt sich: Wie konnte es zu dieser Entscheidung kommen? Wofür steht Olympia überhaupt noch? Wie finanziert sich das Mega-Event? Welche Wirkung für den Breitensport und als sozialer Kitt haben Olympische Spiele noch – und gibt es eine Chance auf faire, nachhaltige und klimafreundliche Spiele?
Auf der Suche nach Lösungsansätzen trifft Neureuther Experten und Visionäre. Er diskutiert mit IOC-Funktionären und Insidern und bekommt intensive Einblicke in das »System #IOC«. Und er befragt kritische Köpfe aus der Welt des Sports, wie den viermaligen Bob-Weltmeister Johannes Lochner. Besonders unter die Haut geht Neureuther die Begegnung mit Vertreterinnen der uigurischen Minderheit, die von Menschenrechtsverletzungen und der dramatischen Situation in den chinesischen »Umerziehungslagern« berichten. Nach seiner Reise lautet das Fazit von Felix Neureuther: »Olympia soll und muss überall auf der Welt eine Heimat haben – wenn die Menschenrechte geachtet werden und Rahmenbedingungen stimmen. Dies ist für mich in Peking nicht der Fall.«
Im Anschluss an die Dokumentation diskutiert Frank Plasberg um 21 Uhr bei »hart aber fair« mit seinen Gästen über den deutschen Umgang mit China. Ist Peking der richtige Ort für Olympische Spiele – angesichts von Menschenrechts-Verletzungen, drakonischen #Corona #Regeln und eingeschränkter Meinungsfreiheit? Sollten deutsche Politiker die Spiele besuchen? Ist die neue Weltmacht China unser Partner – oder ein künftiger Rivale in Wirtschaft und Weltpolitik? Und: Wie groß ist unsere Abhängigkeit von China schon?
Für die Reportage »China inside: Winterspiele mit Widersprüchen« um 22.50 Uhr (online first in der ARD Mediathek ab 29. Januar 2022) waren ARD Chinakorrespondentin Tamara Anthony und ihr Kollege Daniel Satra im Ausrichterland unterwegs. Für das Regime der aufstrebenden Weltmacht ist Olympia eine willkommene Chance auf Hochglanz Bilder, die zwei Wochen lang Schlagzeilen von Menschenrechtsverletzungen, Unterdrückung von Minderheiten und Freiheitbeschränkungen in den Hintergrund drängen. Auch das eigene Volk soll begeistert werden: Bis zum nächsten Jahr, so Staats und Parteiführer Xi Jinping, sollen 300 Millionen Chinesen zu Wintersportlern werden.
Der Film begleitet Menschen wie den einstiegen Schafswirt Lang Enge aus Yanqing. Er hat sich den Ruf Xi Jinpings zu Herzen genommen, seine Tiere verkauft und bringt nun Mitgliedern der kommunistischen Partei das Skifahren bei. Sun Weibo ist Ski-Profi und trainiert in Zhangjiakou, dem Austragungsort der meisten Ski-Disziplinen bei Olympia. Sie nimmt die Zuschauer mit zur Après-Ski-Gaudi auf Chinesisch und lässt sie erleben, was Chinas strikte Null-Covid-Strategie bedeutet. Vom Ski-Boom in China wollen auch westliche Firmen profitieren, etwa SnowHow aus Südtirol. Das Unternehmen betreibt Mini-Pisten in Einkaufszentren und beschäftigt dort 200 Indoor-Skilehrer. Oder die Firma TechnoAlpin, mit deren Equipment die Olympiapisten unter enormem Energie-Aufwand künstlich beschneit werden. Das Nachhaltigkeitskonzept der Spiele kritisieren Experten scharf, doch innerhalb Chinas wird jede Veröffentlichung darüber sofort zensiert, ausländische Journalisten werden an ihrer Arbeit gehindert. Dennoch lässt die Reportage die kritischen Stimmen zu Wort kommen.