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Wie Dankbarkeit gegen Trauer helfen kann
Verschiedenste Studien deuten darauf hin, dass Dankbarkeit einen tiefen Einfluss auf den Körper und Geist der Menschen hat. Die Auswirkungen sind positiv und lang anhaltend. Gerade in herausfordernden Lebensphasen kann ein Gefühl der Anerkennung unterstützend wirken. Es gibt Hinweise darauf, dass Dankbarkeit auch gegen Trauer helfen kann. Doch wie funktioniert das in der Praxis?
Dankbarkeit gegen #Depression
Dankbarkeit scheint einen Einfluss auf das limbische System im Gehirn zu haben. Diese Region in unserem Kopf ist mitverantwortlich für die Verarbeitung von Gefühlen sowie das Gedächtnis. Sie besteht unter anderem aus Thalamus, Hypothalamus, Amygdala, Hippocampus und Gyrus cinguli.
Verschiedene Forscher entdeckten einen Zusammenhang zwischen Dankbarkeit und der Aktivierung des limbischen Systems. In der US-Studie »Counting Blessings vs. Burdens» litten 16 Prozent der Teilnehmer unter geringeren Schmerzen, nachdem sie regelmäßig ein Dankbarkeitstagebuch geführt hatten. Die Wissenschaftler erkannten einen Einfluss von positiver Anerkennung auf den Dopaminspiegel, deshalb fühlten sich die Probanden fitter und empfanden subjektiv weniger Schmerzen.
Menschen, die regelmäßig aufschreiben, wofür sie dankbar sind, leiden weniger unter Ängsten und Depressionen. Im Gegensatz zu Personen, die sich vor allem auf ihre Beschwerden und Belastungen fokussierten.
Auch Schlaf und Depression stehen in einem engen Verhältnis zueinander. Die Forscher Zahn et al. fanden 2009 heraus, dass Dankbarkeit den Hypothalamus regulieren kann. Dadurch schlafen dankbare Menschen besser. Eine gesunde Nachtruhe wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden aus.
Eine weitere Studie, die immer wieder im Zusammenhang mit den bemerkenswerten Effekten von Dankbarkeit erwähnt wird, ist »The Grateful Heart: The Psychophysiology of Appreciation« von McCraty and Childre aus dem Jahr 2004. Dabei wurde herausgefunden, dass Dankbarkeit den Cortisolspiegel im Blut senkt. So reduzierte sich der Stress im Organismus, die Herzfunktion verbesserte sich ebenfalls. Die dankbaren Studienteilnehmer erwiesen sich als belastbarer gegen emotionale Herausforderungen und negative Erlebnisse.
Übungen für mehr Dankbarkeit
Nach einem Blick auf die Studienlage wird klar, Dankbarkeit ist ein hilfreiches Werkzeug. Sie wappnet uns gegen emotionale Tiefschläge. Natürlich kann Dankbarkeit nicht verhindern, dass Menschen traurig sind. Auch vermeintlich negative Gefühle werden weiterhin empfunden. Allerdings rappeln sich dankbare Menschen schneller wieder auf. Sie sehen auch in schweren Lebenslagen eher die positiven Seiten.
Obwohl die hervorragende Wirkung von Dankbarkeit auf Körper und Seele mittlerweile wissenschaftlich belegt scheint, wird uns nicht beigebracht, wie wir dankbarer werden. Hier sind auch Eltern und Schulen gefragt. Es gibt hervorragende Übungen, um täglich an seiner Dankbarkeit zu feilen.
Das Dankbarkeitstagebuch
Viele Menschen, die sich intensiv mit dem Thema Dankbarkeit auseinandersetzen, legen sich ein Tagebuch an. Dort schreiben sie regelmäßig auf, was sie in ihrem Leben schätzen.
Wer diese Übung praktizieren möchte, der sollte sich einen geeigneten Rhythmus überlegen. Während die einen gerne jeden Tag zum Stift greifen, setzen sich die anderen vielleicht lieber einmal pro Woche oder Monat mit ihrer Dankbarkeit auseinander.
Es ist wichtig, dass das Tagebuch achtsam geführt wird. Ein reines Aufzählen von Dingen löst keine Veränderungen in unserem Gehirn aus. Die Bereiche, für die man dankbar ist, müssen intensiv gefühlt werden. Wer tiefe Dankbarkeit für drei Dinge in seinem Leben spürt, der löst mehr Emotionen aus als derjenige, der aus Pflichtgefühl zehn Punkte aufzählt.
3 Dinge Dankbarkeitsübung
Die 3 Dinge Dankbarkeitsübung ist ein hervorragender Einstieg. Sie dauert nicht lange und kann jederzeit durchgeführt werden.
Dabei werden sich lediglich drei Dinge überlegt, die in der letzten Zeit gut gelaufen sind. Vielleicht wurde in der Arbeit ein wichtiges Projekt abgeschlossen? Aber auch kleine Sachen wie der Parkplatz direkt vor der Supermarkttüre können aufgezählt werden.
Auch bei dieser Praxis spielen die Emotionen eine entscheidende Rolle. Deshalb ist es bedeutend, sich hineinzuversetzen, wie man sich in dem Moment gefühlt hat, als beispielsweise das Projekt vom Kunden abgenommen wurde. Nur wenn die Dankbarkeit intensiv durchlebt wird, starten verschiedene Prozesse im Körper und Gehirn.
Schwarzseher Übung
Gerade in Zeiten, in denen es Menschen schlecht geht, ist Dankbarkeit nicht so leicht aufzubauen. In solchen Fällen kann die #Schwarzseher Übung ein hilfreiches Tool sein.
Bei dieser Praxis blickt man auf sein Leben zurück. Welche Ereignisse haben sich in dem Gedächtnis eingebrannt? Was ist in letzter Zeit alles passiert? Viele Menschen sind es gewohnt, negative Dinge zuerst zu sehen. Deshalb können sie sich die Frage stellen, was hätte noch schlimmer kommen können? Hier zwei kleine Beispiele …
Wer feststellt, was in seinem Leben noch schlimmer hätte laufen können, der wird dankbarer für das sein, wovor er bewahrt wurde.
Stolpersteine
Eine gute Übung für den Alltag sind die sogenannten Stolpersteine. Dazu werden drei Kiesel oder auch Knöpfe in die rechte Hosentasche beziehungsweise Jackentasche gepackt. Jedes Mal, wenn etwas Positives am Tag passiert, nimmt man einen Stein aus der rechten Tasche und befördert ihn in die Linke. Es müssen keine großen Ereignisse sein, die den Stein wandern lassen. Bereits der Anblick einer schönen Blume kann ausreichen.
Abends werden die Steine dann wieder in die rechte Tasche gelegt. Dabei darf man sich nochmals an die drei schönen Dinge erinnern, die einem tagsüber widerfahren sind.
Diese Übung eignet sich ausgezeichnet, um auf das kleine Glück im Alltag aufmerksam zu machen. Menschen erleben permanent Gutes, aber sie legen ihren Fokus nicht darauf. Mithilfe der Stolpersteine wird bei positiven Erlebnissen kurz innegehalten.
Dankbarkeit (mit)teilen
Ein besonders einschneidendes Ereignis ist es, wenn ein geliebter Mensch verstirbt. Dann ist die Trauer unermesslich groß. Der Schmerz kann einen übermannen. In solchen Momenten fällt es leicht, sich der Dankbarkeit zu verschließen. Das Leben erscheint hart und unfair. Doch genau jetzt ist es umso wichtiger, den Blick auf das Positive zu lenken.
Menschen, die von dieser Erde gehen müssen, wollen in der Regel nicht, dass ihre Hinterbliebenen zu lange in tiefer Trauer versinken. Sie wünschen sich, dass das Leben weitergeht. Aber natürlich dürfen negative Gefühle auch nicht verdrängt werden, denn sie gehören zu einem gesunden Trauerprozess dazu.
Die Trauerfeier ist ein bedeutsames Element bei der Verarbeitung des Todesfalles. Dabei finden der Schmerz und die Dankbarkeit gleichermaßen Platz. Angehörige, die eine Beerdigung organisieren, sollten dabei an die schönen Seiten, die Erfolge und positiven Charaktereigenschaften des Verstorbenen erinnern. Wer es schafft, ein Gefühl der Dankbarkeit bei den Anwesenden und in sich selbst zu wecken, der erleichtert den Abschied. Möglicherweise hat sich auch aus diesem Grund die Tradition der Dankeskarten nach der Trauerfeier entwickelt. Eine Umfrage von karten-paradies.de ergab, dass bei knapp der Hälfte aller Beerdigungen mittlerweile im Anschluss Danksagungen verschickt werden.
Darin zeigen sich die nächsten Angehörigen des Verstorbenen nicht nur erkenntlich für die Geldgeschenke und Grabbeigaben, sondern auch für den Trost. Oftmals werden in dem Schreiben die schönsten Erinnerungen an den Toten und die Trauerfeier geteilt. So schwingt ein Gefühl der Dankbarkeit noch lange mit.
In eine ähnliche Kerbe schlägt der Ratgeber »Wie aus Trauer Liebe und Dankbarkeit wird: Schreibimpulse für einen bewussten Weg durch die Trauer. Hilfen für die Zukunft ohne den geliebten Menschen«. Das Buch von Iris Willecke erschien im September 2021. Es hilft Hinterbliebenen durch Schreibübungen einen schweren Schicksalsschlag in ein Gefühl der Dankbarkeit umzuwandeln. So kann ein einfaches Gefühl, wie die Dankbarkeit, das Leben der Menschen zum Positiven wenden.