Silke Stitz hat viele Jahre eine Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz geleitet und kennt die Herausforderungen und Besonderheiten eines solchen Alltags. Sie betont: »Pflegende Angehörige sollten auch mit sich achtsam und freundlich umgehen und sich Atempausen bewusst gönnen«. Foto: Diakonie Gütersloh, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Gütersloh, Diakonie, ein neues Miteinander finden, Woche der Demenz macht auf Volkskrankheit aufmerksam, Welt Alzheimer Tag, 21. September 2022
Gütersloh, 14. September 2022
Rund um den Welt #Alzheimer Tag am 21. September 2022 findet die Woche der #Demenz statt. Damit soll die Aufmerksamkeit der #Öffentlichkeit auf eine #Volkskrankheit gelenkt werden, die mittlerweile etwa 1,8 Millionen der insgesamt 83,2 Millionen Menschen in Deutschland betrifft. Demenz verändert nicht nur das Leben der Erkrankten selbst, sondern auch das ihrer pflegenden Angehörigen. »Das Miteinander kann gut gelingen, wenn Verständnis herrscht und auch Hilfe angenommen wird«, weiß Silke Stitz von der Demenzberatung der #Diakonie #Gütersloh.
Auch wenn jüngere Senioren ebenfalls erkranken können: Es betrifft zumeist die Hochaltrigen über 85 Jahre. Denn Alter ist ein Risikofaktor für Demenz. Mit einer zunehmend alternden Bevölkerung wird laut der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft auch die Zahl der Betroffenen weiterwachsen, den Schätzungen zufolge auf 2,4 bis 2,8 Millionen Menschen bis zum Jahr 2050. Die Ausprägung kann unterschiedlich ausfallen, von leichter Orientierungslosigkeit bis hin zu dem Punkt, an dem selbst die engsten Angehörigen nicht mehr erkannt werden. Dazwischen bietet die Erkrankung jede Menge Potenzial sowohl für Konflikte als auch für ein Wiederaufblühen des Miteinanders. »Da gibt es Herren, die wunderbar tanzen können. Gedichte aus Kindertagen werden fehlerfrei aufgesagt, alte Lieder fröhlich gesungen, die Freude an Gesellschaftsspielen wiederentdeckt«, nennt Silke Stitz einige Beispiele. Der Stolz, der dann aus den Augen der Menschen mit Demenz spricht, sei berührend und schenke auch den Angehörigen Kraft und Freude.
Klarheit für selbstbestimmte Entscheidungen
Vergesslichkeit bedeute nicht automatisch Demenz. »Sie kann unterschiedliche Gründe haben«, erklärt Silke Stitz. Oft trinken ältere Menschen zu wenig und wirken deshalb verwirrt; oder die Verwirrtheit deutet auf eine andere Erkrankung hin. »Daher ist es sehr wichtig, die Ursachen ärztlich abzuklären.« Erhärtet sich die Diagnose Demenz, empfiehlt Silke Stitz den Betroffenen und ihren Familien, offen über das Thema zu sprechen. »Eine Familienkonferenz hilft, damit sich alle auf die neue Situation einstellen können, auch emotional«, so ihre Erfahrung. Dabei können Patientenverfügungen, sonstige Vollmachten sowie das Erbe geregelt werden. Silke Stitz versteht, dass das für einige erschreckend wirkt, aber es ist auch eine Chance auf Selbstbestimmung: »So können Menschen, deren Demenz noch nicht allzu weit fortgeschritten ist, ihre Wünsche genau äußern und eigene Entscheidungen treffen.«
Beratungsstellen können unterstützen
Eine spezialisierte Beratungsstelle, etwa von der Diakonie Gütersloh, unterstützt darüber hinaus. Hierbei geht es beispielsweise um die Beantragung eines Pflegegrades, Informationen rund um die Krankheit, Möglichkeiten der Versorgung und Organisation der Pflege. »Wer aktiv wird, der fühlt sich nicht als Opfer der Umstände, sondern als Gestalter«, bekräftigt die Demenzberaterin. Zur Gestaltung gehört auch fundiertes Wissen, das Silke Stitz in speziellen Kursreihen für Angehörige von Demenzkranken vermittelt. Ein solcher Kurs findet demnächst vom 26. Oktober bis zum 30. November 2022, 19.30 bis 21.30 Uhr, im Haus der Diakonie an der Hauptstraße 90 in #Rheda #Wiedenbrück statt.
Atempausen für Pflegende Angehörige
Sich in die Fülle der neuen Aufgaben zu stürzen habe auch seine Grenzen, weiß Silke Stitz. »Wir nehmen neben den Demenzkranken auch immer die pflegenden Angehörigen in den Blick. Sie geben sehr viel. Daher ist es wichtig, dass sie sich auch gut um sich selbst kümmern«, sagt Stitz. Laut der aktuellen Studie »D 80 Plus – hohes Alter in Deutschland« lebt die Mehrheit (69,3 Prozent) der hochaltrigen Menschen mit Demenz zuhause. Etwas mehr als ein Drittel von ihnen benötigt keine Unterstützung von Angehörigen oder Pflegediensten. Der Großteil derjenigen, die Hilfe benötigen, wird von Angehörigen versorgt. »Für pflegende Angehörige sind Verschnaufpausen entscheidend«, bekräftig Silke Stitz. Passgenaue Unterstützung bieten spezielle Betreuungsgruppen für Demenzkranke, Tagespflegen, Haushaltshilfen, die Kurzzeitpflege oder Selbsthilfegruppen. In solchen Selbsthilfegruppen werde schnell klar, dass Andere die eigenen Erfahrungen teilen. Und meistens hat eine oder einer der Teilnehmenden eine Idee oder Lösung parat. »Sie sind nicht allein«, betont Stitz.