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Die #Dekontextualisierung ist eingetreten, relevant ist nur die #Moral, die Meinung im Augenblick
Was von manchen prophezeit wurde, ist eingetreten. Die völlige Dekontextualisierung. Das zeigt sich überall. Nur das Hier und Jetzt ist relevant. Ein Kontext interessiert niemanden, es kennt ihn auch niemand, man fühlt sich davon eher belästigt.
Deshalb werden beispielsweise auch #Ironie, #Sarkasmus oder #Zynismus (Kynismus) immer weniger verstanden. Ironie ist nämlich nicht per se witzig, sondern der #Witz ergibt sich aus dem Kontext des Begriffs.
Deshalb gibt es auch keine #Dankbarkeit oder #Wertschätzung mehr. Beide benötigen einen Bezug, den ein Kontext liefert. Ohne Kontext gibt es keine Notwendigkeit für beides. Wird es dann verlangt, wird dieses Verlangen nicht verstanden und als #Aggression interpretiert.
Moral ist lediglich ein #Pseudokontext und beliebig. Sie ist lediglich eine Meinung und kann ein Argument sein (und ist es zunehmend). Aber sie ist eben kein Kontext.
Sachargumente werden zunehmend irrelevanter, weil sie selbst eine Kontext darstellen, und weil sie auch eines Kontextes bedürfen. Eine Tatsache ohne Kontext ist #Nonsens und hat keine Bedeutung. Wie erwähnt werden heute schlechterdings Tatsachen mit dem Pseudokontext der Moral ausgestattet. Was schlimm ist.
Und da es uns (noch?) zu gut geht, hat es auch niemand nötig, einen Kontext auch nur wahrzunehmen oder sich damit zu beschäftigen. Wen jemandem etwas in diesem Augenblick nicht »gefällt« (eine Meinung), dann hat sich das Thema damit erledigt. Das äußert sich etwa als #Pampigkeit oder #Patzigkeit, #Starrsinn, Borniertheit, #Reaktanz et cetera.
Etabliert wurde dieser Trend durchs #Fernsehen. Das Internet und die »Social Media« beschleunigen das ganze noch mehr.
Das Fernsehen hat einen #Diskurstyp etabliert, der #Logik, #Vernunft, #Folgerichtigkeit und #Widerspruchslosigkeit preisgegeben hat. In der Ästhetik bezeichnet man das als »Dadaismus«, in der #Philosophie als »Nihilismus«, in der Psychiatrie als »Schizophrenie« und in der Theatersprache als »Varieté«. Das Medium ist die Botschaft und die Selbstoffenbarung. Fernsehen ist Unterhaltung, und Unterhaltung dissoziiert, außerdem löst es im Gehirn Alphawellen aus, aber einer Theorie zufolge macht es auch Angst. Und nicht umsonst stellt man Strafgefangene sehr wirkungsvoll dadurch ruhig, dass man ihnen einen Fernseher in die Zelle stellt.
Das Internet und die »Social Media« sind eine weitere Steigerung des Fernsehens.
Ein leicht verständliches Beispiel dafür, dass Moral und Meinung kein Kontext sind …
»Was ist eine #Erdbeere, Susi?« … »Erdbeeren schmecken mir sehr gut!« …
Das trägt nichts zum Wissen um die Erdbeere bei. Es ist kein Kontext. Ein Kontext wäre mühsam … die biologische Klassifizierung, die Biologie und Botanik der Erdbeere, Anwendungsbereiche, Handel mit Erdbeeren, Geologie, Rezeption in Kunst und Kultur, Rezepte et cetera, et cetera.
Aber wenn nun alle Susis dieser Welt sagen (denn sie sind ja alle »Influencer«), wie gut ihnen Erdbeeren schmecken, dann ist die Erdbeere eine tolle Sache. Die Fakten (der Kontext) spielen keine Rolle. Im Gegenteil fühlt man sich dadurch nur belästigt (zumal, wenn die Fakten die Meinung in Frage stellen), weil es mühsam ist, sich mit den Fakten zu beschäftigen.
Das Buch, das gedruckte Wort
Das #Buch liefert einen Kontext. Das gedruckte Wort ist das einzige Medium, bei dem das Denken im Kopf stattfindet. Bei allen anderen Medien findet es außerhalb des Kopfes statt, weil alles quasi »vorgedacht« ist, denn es ist schon hörbar, »erlebbar«, sichtbar, wahrnehmbar …
Die Medien der #Kultur – bis eben aufs gedruckte Wort – sollen ein Medium des Ausdrucks sein. Nicht des Eindrucks – dann sind sie bestenfalls #Unterhaltung. Eben Varieté (siehe oben). Insofern ist es zutiefst schädlich und zerstörerisch, an Schulen auf »Digitale Medien« zu setzen. Das digitale Wort als Sprache ist ein Mittelding – einerseits ist es manipulierbar, andererseits und vor allem wird sein »Wert« durch das Medium und dessen Epistemologie in Frage gestellt oder gar zerstört und vernichtet.