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Ankommen. Aufbrechen. Zum Auftakt der Intendanz von Iris Laufenberg am Deutschen Theater Berlin, Spielzeit 2023/2024Zoom Button

Foto: Julia Baier, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Ankommen. Aufbrechen. Zum Auftakt der Intendanz von Iris Laufenberg am Deutschen Theater Berlin, Spielzeit 2023/2024

Ankommen. Aufbrechen. Zum Auftakt der Intendanz von Iris Laufenberg am Deutschen Theater Berlin, Spielzeit 2023/2024

Berlin, 1. Juni 2023

Die 141. Spielzeit am #Deutschen #Theater #Berlin markiert den Beginn einer neuen Etappe: der Intendanz von Iris Laufenberg, die derzeit noch das Schauspielhaus Graz leitet und im August 2023 ganz nach Berlin wechselt. Während die Proben für die Eröffnungspremieren Mitte September 2023 bereits laufen, gab Iris Laufenberg heute Vormittag gemeinsam mit einigen Künstler:innen und Mitgliedern ihres Leitungsteams, die künftig das Programm des Deutschen Theaters gestalten, die Pläne für die erste Spielzeit bekannt.

»Auf die Frage, was wir vorhaben, gibt es keine kurze Antwort. Denn wir, das sind viele«, heißt es im Vorwort des Spielzeitmagazins. Vielfältig sind auch die Fragen, die das neue Team und Ensemble um Iris Laufenberg sich stellen – und mit dem Publikum gemeinsam reflektieren und erörtern wollen. Was kann der Name »Deutsches Theater« heute bedeuten, wozu fordert er uns – DT-Insider:innen und -Neulinge gleichermaßen – heraus? Wie kann es aussehen, dieses »deutsche Theater«, in dem viele unterschiedliche Menschen Gemeinschaft erleben und Gesellschaft verhandeln? Welche neuen Texte und welche alten Stoffe sprechen so ins Heute, dass sie hier und jetzt auf die Bühnen gehören? Wie lässt sich ein #Theater gestalten, das die brennenden Fragen unserer Zeit auch jenseits der Bühne lebt, das Viele erreicht, das zum Mitreden und Mitgestalten einlädt. Fragen wie diese – und viele mehr – sind der Motor dieses ersten Spielplans in der neuen Intendanz.

Dabei steht das »Wir aus vielen« für Aufbruch, Kontinuität und Entwicklung zugleich: Iris Laufenberg begreift Theatermachen als eine Kunst, die von Gemeinschaft und Prozess lebt, und setzt daher am Deutschen Theater vielfach die Zusammenarbeit mit Künstler:innen fort – sowohl im Ensemble

als auch in der Regie, die sie schon länger begleiten oder die sie als Anfänger:innen (mit) aufgebaut hat. Hinzu kommen Regisseur:innen wie zum Beispiel Christopher Rüping, Pınar Karabulut oder Markus Bothe – oder auch Bastian Kraft und Anne Lenk, die beide bereits zahlreiche Arbeiten am DT realisierten, und internationale Stimmen wie die kroatische Regisseurin Anica Tomić, der New Yorker Autor, Regisseur und Musiker Sam Max oder die Regisseurin und Autorin Nino Haratischwili, die ihre deutsch-georgische Version des Penthesilea-Mythos inszenieren wird.

Im Ensemble stehen für die Verbundenheit über Jahre hinweg neben anderen beispielsweise Julia Gräfner oder Mercy Dorcas Otieno, die beide ihre Erstengagements bei Iris Laufenberg – am Konzerttheater Bern bzw. am Schauspielhaus Graz – hatten und nun von den Münchner Kammerspielen bzw. dem Schauspielhaus Bochum ins Ensemble des Deutschen Theaters wechseln. Insgesamt wird das neue Ensemble aus 35 festengagierten Schauspieler:innen bestehen, von denen rund 40 Prozent schon vorher am Deutschen Theater engagiert waren, rund 30 Prozent aus Graz nach Berlin kommen und rund 30 Prozent neu dazustoßen – als Berufsanfänger oder erfahrene Spieler, die erstmals mit Iris Laufenberg und oder in Berlin arbeiten.

Regisseure, mit denen Iris Laufenberg eine langjährige, intensive Arbeitsbeziehung verbindet, sind in der ersten Spielzeit etwa Alexander Eisenach, András Dömötör, Claudia Bossard und Anita Vulesica, die bei einigen der ersten Premieren im September 2023 Regie führen werden.

Alexander Eisenach, der in Graz vier große Romanadaptionen realisierte, inszeniert die Uraufführung »Weltall Erde Mensch«, die am 16. September 2023 im großen Haus – der DT Bühne – die Spielzeit eröffnen wird. Eisenach bricht gemeinsam mit dem Ensemble zu »einer unwahrscheinlichen Reise« auf der Basis des russischen Kosmismus sowie sozialistischer als auch amerikanisch-feministischer Science-Fiction-Literatur in eine fiktive Zukunft auf und sucht dort nach neuen Gesellschaftsentwürfen. Der Titel des Stücks bezieht sich auf das gleichnamige #Buch, das in der #DDR zur #Jugendweihe verschenkt wurde und versuchte, auf dem Weg ins Weltraumzeitalter den historischen Materialismus als Weltanschauung zu verankern.

In der Kammer kommt am 17. September 2023 die Deutschsprachige Erstaufführung von Suzie Millers Stück »Prima Facie« in der Regie von András Dömötör, der in Graz unter anderem zweisprachige Projekte realisierte, zur Premiere. Der Monolog, den Mercy Dorcas Otieno auf deutsch und englisch spielen wird, verhandelt am Beispiel einer erfolgreichen Strafverteidigerin, die Missbrauch erlebt, wie Erfahrungen und Geschichten von Frauen das jahrhundertelang männlich geprägte Rechtssystem reformieren müssen.

Eine weitere Uraufführung folgt am 22. September auf der DT Bühne mit »Baracke«, einem neuen Stück von Rainald Goetz über das Verhältnis von Gewalt und Sprache in Familie und Gesellschaft. Inszenieren wird diese Produktion Claudia Bossard.

Am 30. September findet in der Kammer mit Eugène Ionescos »Die kahle Sängerin« in der Inszenierung von Anita Vulesica die erste Berlin-Premiere einer aus Graz übernommenen Produktion statt. Anita Vulescia wird am Deutschen Theater auch als Schauspielerin gastieren in Schwitters »Ursonate [Wir spielen, bis der Tod uns abholt]«, inszeniert von Claudia Bauer auf eine Komposition von Peer Baierlein (Premiere am 17. November 2023). Auch mit Claudia Bauer verbindet Iris Laufenberg eine jahrelange Zusammenarbeit. unter anderem inszenierte Bauer am Schauspielhaus Graz eine aufsehenerregende Wiederentdeckung des Stücks »Faust:: Mein Brustkorb : Mein Helm« von Werner Schwab.

Ein weiterer Regisseur, mit dem Iris Laufenberg am Deutschen Theater die Zusammenarbeit fortsetzen wird – aufbauend auf der gemeinsamen künstlerischen Suche, die zu großen und anspruchsvollen Inszenierungen führte – ist Jan Christoph Gockel. Mit site specific Formaten, Puppen, inklusivem Theater oder filmischen Mitteln entwickelte er erfolgreiche Experimente jenseits aller Genregrenzen, zum Beispiel »Die Revolution frisst ihre Kinder«, das sowohl als Theaterstück nestroypreisgekrönt als auch als Spielfilm auf Festivals gezeigt wurde. Jan-Christoph Gockel wird Heiner Müllers »Der Auftrag« auf »Psyche 17«, einen neuen Text des togoischen Autors Elemawusi Agbédjidji, treffen lassen (Premiere am 28. Oktober 2023) und Theodor Storms »Schimmelreiter« mit dem Roman »Hauke Haiens Tod« von Robert Habeck und Andrea Paluch kombinieren (Premiere am 26. April 2024). In beiden Stücken spielen Marionetten von Michael Pietsch mit, und »Der Schimmelreiter« ist überdies eine Koproduktion mit dem Theater #Ramba #Zamba.

Der Regisseur, Puppenspieler und Kunstpfeifer Nikolaus Habjan ist ein weithin gefragter Künstler, der sich in der ersten Spielzeit mit drei bestehenden Inszenierungen vorstellt: »The Hills are Alive«, eine englischsprachige Zusammenarbeit mit seinem Mentor Neville Tranter, dem Altmeister der Klappmaulpuppe und Vorreiter der Kunstform Puppentheater für Erwachsene, von dem in diesem Fall Puppen und Text stammen. »Böhm« von Paulus Hochgatterer beschäftigt sich mit dem berühmten Dirigenten und Nazi-Kollaborateur, der exemplarisch ist für den schmerzhaften Umstand, dass ein Mensch zwar moralisch schlecht, aber dennoch ein hervorragender Künstler sein kann. »F. Zawrel – erbbiologisch und sozial minderwertig« ist ein Soloabend über Euthanasieverbrechen der Nationalsozialisten, den Habjan bereits mehr als 500 Mal in Österreich und im Ausland gespielt hat. Für die Spielzeit 2024/2025 entwickelt Habjan zusammen mit dem Autor Paulus Hochgatterer ein Stück für sich selbst und die Puppenspielerin Manuela Linshalm, das sich mit Max Reinhardt beschäftigen wird, von dem in Österreichischen und Berliner Theaterarchiven, unter anderem auch im Archiv des Deutschen Theaters, interessantes Material liegt.
Im Zeichen der Kontinuität steht auch die Arbeit mit Autor:innen, die sowohl seit Langem zentrales Anliegen von Iris Laufenberg wie auch eine wichtige Säule des Programms am Deutschen Theater ist. Neben Rainald Goetz, Elfriede Jelinek und Ferdinand Schmalz auf der DT Bühne, Ewald Palmetshofer und Sam Max in der Box sind dies in der Kammer besonders konzentriert zum Beispiel Ingrid Lausund, Nino Haratischwili, Sivan Ben Yishai und Paula Thielecke. Die Autor:innentheatertage – DT ATT – werden fortgesetzt (im Juni 2024) und erweitert durch ein Atelierprogramm, das es drei Autorinnen ermöglichen wird, ein Jahr lang im Kontext des Deutschen Theaters im Austausch mit Regie und Ensemble an einem Stück zu arbeiten. Die Ateliers wollen dem Schreibdruck und Produktionszwang des zeitgenössischen Theaters etwas entgegensetzen und stellen die Entwürfe, die ausdrücklich keine Endergebnisse sein sollen, am Ende der Spielzeit innerhalb der DT ATT in einer »Langen Nacht« vor.

Die ersten 3 Atelierautorinnen – Caren Jeß, Nele Stuhler und Patty Kim Hamilton – sind allesamt »alte Bekannte«. Caren Jeß’ »Bookpink« wurde 2019 in Graz uraufgeführt und verhalf der Autorin zum Durchbruch, unter anderem durch eine Einladung zu den Mülheimer Theatertagen. Patty Kim Hamiltons »Sex Play« wurde in der laufenden Spielzeit uraufgeführt, und Nele Stuhler war zweimal zusammen mit dem Regisseur Jan Koslowski für eine Stückentwicklung zu Gast im Schauspielhaus Graz. Langfristig wird sich die Autor:innenarbeit am Deutschen Theater verstärkt Fragen der Vielsprachigkeit zuwenden, die Autor:innentheatertage internationaler öffnen und durch Wettbewerbe oder Einreichungen Vielfalt und Überraschung zulassen.

Neben den Neuproduktionen und #Berlin Premieren werden einige Repertoirestücke aus der Intendanz von Ulrich Khuon dem Publikum wiederbegegnen: So werden mehrere Klassiker-Inszenierungen der Regisseurin Anne Lenk wieder ins Programm genommen – unter anderem Molières »Der Menschenfeind«, »Maria Stuart« von Friedrich Schiller und Kleists »Der zerbrochne Krug«, aber auch Jossi Wielers Inszenierung von Elfriede Jelineks »Angabe der Person« oder »Sophie Rois fährt gegen die Wand im Deutschen Theater« nach Marlen Haushofers Roman (Regie: Clemens Maria Schönborn) und einige weitere mehr.

»DT Jung*« ist der neue Name der partizipativen Sparte des Deutschen Theaters, das als »ein Theater für die 99 Prozent« unterschiedlichste Angebote zwischen künstlerischer Praxis und Vermittlung schaffen wird und theaterinteressierte Menschen jeden Alters adressiert. Das Programm enthält professionelle Inszenierungen in den Kammerspielen und der Box mit nicht-professionellen Darsteller:innen, vier zum Teil intergenerative Spielklubs, drei FerienLabore in Kooperation mit Partnerorganisationen aus der Stadtgesellschaft wie zum Beispiel der Berlin Mondiale und zahlreiche kurzformatige Workshops. Das Programm soll es der vielfältigen Stadtgesellschaft zu jeder Zeit ermöglichen, mindestens ein Angebot mit offener Ausschreibung zu finden. Der Bereich Theater und #Schule bietet ein bewährtes Vermittlungsprogramm ab der 7. Klasse. Über die beiden Beiräte (Lehrendenbeirat und Jugendbeirat) wird die Abteilung ein »Outside Eye« mit unterschiedlichen Blickwinkeln in die Programmgestaltung integrieren.

Unter dem Titel »DT Kontext« wird ein Rahmenprogramm aus Filmen, Vorträgen, Lesungen, Workshops, musikalischen und diskursiven Formaten die Theaterproduktionen flankieren und die Zuschauer einladen, das Deutsche Theater als Begegnungsraum zu erleben. Themen im Fokus werden hier unter anderem Inklusion im Theater – am Beispiel der Zusammenarbeit mit dem Theater Ramba Zamba, aber auch Entwicklungen im Puppenund Objekttheater sein.

Mehr Informationen zu den genannten Inszenierungen und dem gesamten Programm der Spielzeit 2023/2024 sind dem Spielzeitmagazin zu entnehmen, das ab sofort auch #online zu finden ist. Der Vorverkauf für die Vorstellungen im September beginnt am 1. Juli 2023.

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