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Verliert der Industriestandort Deutschland aufgrund des Fachkräftemangels seine Bedeutung? Foto: Peter H., Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Fachkräftemangel – Gründe, Auswirkungen und Lösungen

Fachkräftemangel – Ursachen und Lösungsansätze

Seit Jahren schon berichten diverse Presseorgane vom deutschen Fachkräftemangel. Viele Branchen suchen verzweifelt nach gut ausgebildetem Personal. Unternehmen und Gewerkschaften verkünden unisono, dass die deutsche Wirtschaft schweren Zeiten entgegen geht, sofern der Mangel an Fachkräften weiter anhält. Aus welchen Gründen ist der Fachkräftemangel hierzulande entstanden und welche Möglichkeiten haben Unternehmen, Fachleute und Spezialisten an sich zu binden?

Was bedeutet Fachkräftemangel?

Laut Definition liegt in einer Branche ein Fachkräftemangel vor, wenn die Nachfrage nach spezialisierten Arbeitskräften das Angebot an qualifiziertem Personal flächendeckend und auf Dauer übersteigt. In Deutschland bewegt sich der Fachkräftemangel schon seit Jahren auf hohem #Niveau. Für Februar 2023 beziffert die Bundesagentur für Arbeit die Anzahl der unbesetzten Stellen auf 778.000. 

Experten sehen die Gefahr, dass die deutsche Wirtschaft aufgrund fehlender Arbeitskräfte mittel- bis langfristig an Bedeutung verliert. Auf der anderen Seite signalisiert ein Fachkräftemangel auch, dass die Arbeitslosigkeit in einem erträglichen Rahmen gehalten werden kann, fällt es doch jedem Arbeitssuchenden leichter, einen passenden Job zu finden.

Wodurch ist der Fachkräftemangel in Deutschland entstanden?

Der Fachkräftemangel ist nicht nur hausgemacht und beruht in Deutschland auf einem Bündel von Ursachen.

Demografische #Entwicklung

Seit Jahrzehnten schrumpft die deutsche Bevölkerung. Parallel zu dieser Entwicklung geht auch der Anteil der Beschäftigten zurück. Immer mehr Erwerbstätige gehen in Rente und werden nicht schnell genug ersetzt, um die Wirtschaft wie gewohnt am Laufen zu halten. 

Gerade heutzutage macht sich dies besonders stark bemerkbar, weil mit der sogenannten Boomer-Generation bevölkerungsstarke Jahrgänge am Ende ihres Erwerbslebens stehen. Momentan scheint es noch nicht möglich, dass Zuzüge aus dem Ausland allein diesen Verlust an Arbeitskräften einigermaßen ausgleichen können.

Vorzeitiger #Ruhestand

Verstärkt wird der Fachkräftemangel durch das frühzeitige Ausscheiden von Arbeitnehmern aus dem Erwerbsleben. Viele Fachkräfte nehmen das Angebot wahr, im Alter von 63 Jahren in #Rente zu gehen. Spitzenkräfte aus höheren Gehaltsgruppen verabschieden sich teilweise schon mit Mitte 50 in den Ruhestand. Auf diesem Wege gehen der deutschen Wirtschaft nicht nur unzählige spezialisierte, sondern auch erfahrene Arbeitskräfte verloren.

Gestiegene Anforderungen

In den letzten beiden Jahrzehnten hat sich die Arbeitswelt grundlegend verändert. Neben neuen Berufsbildern steigen fast in jedem Beruf die Anforderungen an die Beschäftigten. Menschen mit einer durchschnittlichen Ausbildung werden kaum noch in gut bezahlte Jobs vermittelt. Dieser Umstand bedeutet, dass im Niedriglohnsektor kein Mangel an Arbeitskräften herrscht. Qualifizierte Arbeitskräfte fehlen eher in mittleren bis hohen Lohngruppen.

Studium bevorzugt

Lange Zeit galt das Abitur mit nachfolgendem Studium als die erstrebenswerteste Ausbildung. Daher entschieden sich viele Schulabgänger gegen das Handwerk und für die Universität. Es entstand der sogenannte “akademische Wasserkopf”. Nicht von ungefähr sind es, neben der IT-Branche, das Handwerk, die Pflege und die Metall- und die Elektroindustrie, die händeringend nach Fachleuten suchen.

Abwanderung

Besonders betroffen vom Fachkräftemangel sind ländliche Regionen. Junge Menschen mit Perspektive möchten gerne in Ballungszentren leben und verlassen ihre Heimatgemeinden.

Was macht die #Politik?

Schon längere Zeit ist sich die Politik des Problems bewusst, dass Deutschland etwa 400.000 Zuwanderer jährlich braucht, um den großen Hunger der deutschen Wirtschaft nach Arbeitskräften zu stillen. Daher hat die alte Regierung unter der Großen Koalition schon 2019 das sogenannte »Fachkräfteeinwanderungsgesetz« verabschiedet. Damit wurde Menschen mit einer Berufsausbildung aus Ländern außerhalb der Europäischen Union (EU) die Einwanderung erleichtert.

Bisher ging mit dieser Maßnahme keine nennenswerte Besserung einher. Im Oktober 2022 legte die Ampelregierung nach. Anhand einer neuen Fachkräftestrategie sollte das Einwanderungsrecht reformiert und die Verfahren beschleunigt werden. Zudem sollte die Kooperation zwischen Berlin, den Ländern und Kommunen, den Unternehmen, der Bundesagentur für Arbeit, den Bildungseinrichtungen und den Sozialpartnern verbessert werden.

Ende März 2023 wurde im Kabinett eine Novelle des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes verabschiedet.  Davon profitieren Menschen, die zwar keine Fachkräfte sind, aber über eine jahrelange Berufserfahrung verfügen. Damit verfolgt die Regierung vor allem das Ziel, den Pflegenotstand zu beenden. Welche Erfolge mit all diesen Maßnahmen erzielt werden können, lässt sich wohl erst in einigen Jahren aufzeigen.

Wie können Unternehmen Fachkräfte an sich binden?

Die betroffenen Unternehmen und Branchen benötigen die Fachkräfte allerdings so schnell wie möglich. Um bei dem Rennen um das beste Personal die Nase vorn zu haben, sollten die Firmen daher umgehend selbst tätig werden, sofern das nicht schon geschehen ist. Einige Maßnahmen sind vielversprechend.

Innerbetriebliche Weiterbildung

Im Grunde ist es irrelevant, ob Facharbeiter ihre Qualifikation formal nachweisen können. Wichtig ist, dass sie praktische Erfahrung besitzen, die den Anforderungen eines Unternehmens entspricht. Daher wird es unumgänglich sein, dass die Unternehmen noch stärker in innerbetriebliche Weiterbildungsmaßnahmen investieren, als es bisher passiert ist. Zudem stärkt ein solches Angebot die Motivation von Fachkräften, den Job zu wechseln.

Veränderungen im Arbeitsumfeld

Des Weiteren müssen sich Unternehmen bemühen, das Arbeitsumfeld so zu gestalten, dass sich die Beschäftigten wohlfühlen. Laut einer Umfrage des Instituts für angewandte Sozialwissenschaft (Infas) gaben mehr als vier Fünftel der befragten Arbeitnehmer an, dass derzeit Beschäftigte nicht wechseln möchten, sofern das Unternehmen auf ein angenehmes Arbeitsumfeld achtet. 

Diversität steigern

In Deutschland ist der Frauenanteil bei den Fachkräften viel zu gering ausgebildet. Viele Unternehmen übersehen das schlummernde Potenzial, das bei der Hälfte der Bevölkerung quasi brach liegt. Die Lösung sehen Experten bei der Einrichtung von Firmenkindergärten und familienfreundlichen Arbeitsplätzen. Kleinere Unternehmen könnten diese Maßnahmen in Kooperation mit anderen Firmen einführen.

Auch viele ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer werden bei der Einstellung übergangen, obwohl sie vorzüglich ausgebildet sind, zahlreiche Erfahrungen nachweisen und sich das notwendige Wissen nicht mehr von Grund auf aneignen müssen. Obendrein kann die Einrichtung von behindertengerechten Arbeitsplätzen dazu führen, gut ausgebildete Menschen mit Handicap zu beschäftigen.

Eine weitere Bevölkerungsgruppe, die die deutsche Wirtschaft nach vorne bringen könnte, ist die Anstellung von Migranten und Ausländern. Oft haben diese in ihrem Heimatland eine ausgezeichnete Qualifikation erworben und werden hierzulande nur im Niedriglohnsektor beschäftigt.

Teilzeitkräfte aufstocken

Knapp 5 Millionen Menschen arbeiten in Deutschland in Teilzeit, vier Millionen davon sind Frauen. Mit flexiblen und attraktiven Arbeitszeitmodellen kann ein großer Teil dieser Arbeitnehmer zu einer Aufstockung ihrer Arbeitszeit bewegt werden. 

Eigene Marke stärken

Aus dem Marketing kommt der Begriff »Employer Branding«. Darunter werden Maßnahmen verstanden, die den Aufbau und die Pflege der Marke eines Unternehmens gewährleisten. Experten sehen darin ein Verfahren, das die Attraktivität der eigenen Firma gegenüber Konkurrenzunternehmen erhöht. Die Strategie dient der Stärkung des Arbeitgebers in der Außenwahrnehmung und der Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit und der Mitarbeiterbindung.

Employer Branding ist ein Maßnahmenbündel, das sich aus mehreren Komponenten zusammensetzt. Die Basis bilden eine offene Firmenkultur und eine transparente Kommunikation. Weitere Maßnahmen sind die Ausweitung flexibler Arbeitszeitmodelle sowie das Angebot von Remote Work und Home-Office. 

Die Mitarbeiter erhalten eine hohe Eigenverantwortung und ausgeprägte Mitspracherechte. Obendrein kann potenziellen Kandidaten die Arbeitsstelle mit Fortbildungsmaßnahmen und Weiterbildungsmaßnahmen sowie verschiedenen Vergünstigungen wie eine kostenlose Kantine oder ein Monatsticket für den öffentlichen Nahverkehr schmackhaft gemacht werden.

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