Die Kollektion »Disorder« von Master Absolventin Ronja Hempel beschäftigt sich mit der Unordnung und Ungleichheit einer geordneten Struktur. Foto: P. Pollmeier, HSBI, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
#Bielefeld: die HSBI Modenschau – Haute Couture zu Wandel, Geschlechterklischees und mehr
Bielefeld, 3. Februar 2024
#Mode da präsentiert, wo sie entstanden ist: Die traditionelle Modenschau des Fachbereichs Gestaltung der Hochschule Bielefeld HSBI) fand am 2. und 3. Februar 2024 wieder einmal in der Lampingstraße statt. Als Bestandteil der Werkschau des Fachbereichs präsentierten die 21 #Absolventen des Wintersemesters 2023/24 und des Sommersemesters 2023 ihre #Abschlusskollektionen in 2 Schauen vor mehr als 400 Zuschauerinnen und Zuschauern. Durch die Kollektionen machen die Absolventinnen und Absolventen ihre Haltung zu gesellschaftlichen Themen sichtbar: Die Arbeiten hinterfragen Geschlechterklischees, setzen sich mit Schutzbedürfnissen in Krisenzeiten auseinander und beschäftigen sich mit dem Ausbrechen aus gesellschaftlichen Strukturen.
»Es ist wichtig, Mode haptisch erleben zu können«
Die Modenschau 2024 ist ein gemeinsames Projekt der Studienrichtung Mode. Alle Lehrer und Mitarbeiter haben dazu beigetragen. Maßgebliche Arbeit hinsichtlich der Entwicklung und Organisation der Schau hat Rebecca Heine, Fachlehrerin für #Modetechnik am Fachbereich Gestaltung, geleistet: »Es ist uns ein Anliegen, Mode am Ort ihrer Entstehung zu zeigen und mit der Modenschau als Ausstellungsform während der Werkschau einen Dialog zwischen Mensch und Kleidung über die Inszenierung der Kollektionen am Körper zu ermöglichen. Es ist wichtig, dass die Modenschau den Rahmen dafür bietet, Mode in Bewegung zu präsentieren.«
»Point of Return« von Isabel Niemann
Bachelor Absolventin Isabel Niemann fand Inspiration für ihre Kollektion im Science Fiction Film »Interstellar«. Ihre futuristisch anmutende Kollektion besteht aus Workwear, also Berufskleidung, die ihre Tragenden schützt, sowie aus an Kleidungsstücken, die an sogenannte »Spacesuits« angelehnt sind, die Astronauten ein Überleben in einer nicht lebensfähigen #Umwelt ermöglichen. Denn: Die Absolventin geht davon aus, dass wir in einer Welt voller Veränderungen nicht nur unser Handeln, sondern auch unsere Kleidung an neue Herausforderungen anpassen müssen. Niemanns Kleidungsstücke, die zum Großteil aus #Naturfasern wie #Baumwoll #Leinen #Canvas bestehen, sollen beim Betrachten ganz bewusst an Rettungs oder Tarierwesten erinnern, die aus dem Wassersport bekannt sind. »Diese Zitate der Schutzaspekte sollen den Trägern das Gefühl vermitteln, für Herausforderungen gewappnet zu sein«, erklärt die Absolventin.
Niemann, die bereits in einem Kooperationsprojekt rollstuhlgerechte Kleidungsstücke für die Wheel Soccer Mannschaft von Arminia Bielefeld konzipierte, setzte auch bei ihrer Abschlusskollektion auf adaptive Mode: »Die Kleidung, die ich rollstuhlgerecht und unter Einbezug eines Exoskeletts entwickelt habe, kann auch von Fußgängern getragen werden und erweitert daher den Kreis der Menschen, die mit der Kollektion angesprochen werden.«
»Disorder« von Ronja Hempel
Master Absolventin Ronja Hempel beschäftigt sich in ihrer Kollektion »Disorder« mit der Unordnung und Ungleichheit einer geordneten Struktur. »Das Maß der Unordnung kann nicht an einem Punkt bemessen werden, sondern nur an der Differenz zu einem anderen Zustand«, erläutert Ronja Hempel. »Ich beschäftigte mich unter anderem mit den Fragen, welche Elemente ein System aufrechterhalten. Gibt es überhaupt Unordnung oder ist es nur eine neue Form des Systems? Daher zeigt meine Kollektion den Prozess von Ordnung zu Unordnung in einem System auf.«
Verdeutlicht wird diese Prozesshaftigkeit durch die Auswahl der Farben, die innerhalb der Kollektion von Weiß über unterschiedliche Grautöne bis hin zu Schwarz wandeln. Nicht nur die Farbe, sondern auch die Faltungen der Kleidungsstücke steigern sich im Laufe der Kollektion und erzeugen so einen dramatischen Eindruck. Organischen Drapierungen und moderne Formen treffen auf sportliche Kleidungsstücke, die von einem historischen Tennislook inspiriert sind.
»Smart Guy Protector« von Fiona Gohrke
Die Arbeit »Smart Guy Protector« von Bachelor Absolventin Fiona Gohrke beschreibt eine sich als männlich identifizierende Person aus Sicht des »Female Gaze«, dem weiblichen Blick auf die Welt. In der Kollektion werden Geschlechterklischees und zugehörige Schönheitsideale hinterfragt und aufgebrochen. Dabei dekonstruiert Fiona Gohrke das Gerüst der vermeintlichen Männlichkeit, die weitgeschnittenen Kleidungsstücke werden durch unscheinbare, »feminine« Details abgerundet. Gohrke: »Damit werden traditionell maskuline Kleidungscodes subtil umgangen, sodass die #Betrachter verschiedenen Anekdoten zur Weiblichkeit suchen können, die erst auf den 2. Blick auffindbar sind.«
»0010« von Isabell Menke
Von hellen Pastellfarben bis zu kontrastreichem Schwarz und Rot kommt die Kollektion »0010« von Master Absolventin Isabell Menke daher. »Meine Kollektion basiert auf der Annahme, dass wir uns durch soziale Kontakte zu unseren Mitmenschen emotional und mental weiterentwickeln«, erklärt Menke. »Die einzelnen Entwürfe bestehen aus je zwei Archetypen, die einander ergänzen und beeinflussen, sodass eine neue Form entsteht. Auf diese Weise wird der Prozess der Veränderung und Wechselwirkung verdeutlicht.«
Modenschau Format soll flexibel bleiben
Inmitten der Atmosphäre der gut besuchten Werkschau bereicherten die jeweils einstündigen Veranstaltungen der Modenschau das Programm. In den weiteren Räumen in der Lampingstraße konnten die Besucherinnen und Besucher die Abschlussarbeiten der Studienrichtungen Digital Media an Experiment, Fotografie und Bildmedien sowie Kommunikationsdesign besuchen und mit den Absolventinnen und Absolventen ins Gespräch kommen.
In den vergangenen 2 Jahren fand die Modenschau in den Sommermonaten als »Tour de la Mode« quer durch die Bielefelder Innenstadt statt. Auch aufgrund der Vielzahl der Abschlusskollektion entschied sich das Mode Team des Fachbereichs nun aber für die Lampingstraße als Austragungsort. Allerdings soll das Veranstaltungsformat der »Open Air Modenschau« erhalten bleiben, um Mode auch künftig im Kontext von Straßen und Alltagssituationen im öffentlichen Raum zu präsentieren und den Studenten die Möglichkeit zu geben, sich und ihre Arbeiten einem breiten Publikum vorzustellen.