Wischen gegen die Uhr: Für viele Gebäudereiniger in Nordrhein-Westfalen gehört das »Turbo-Putzen« zum Alltag. An diesem Donnerstag wollten sie den Arbeitgebern eine Unterschriftensammlung gegen die Zustände übergeben – die aber verweigerten die Annahme, Foto: IG Bau, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
»Turbo-Putzen gibt es doch!« – Gebäudereiniger in NRW protestieren
Sechs Sekunden, um einen Mülleimer zu leeren oder zwei Minuten, um ein ganzes Büro zu saugen: »Jeder Gebäudereiniger weiß, was ›Turbo-Putzen‹ heißt. Nur die Chefs von der Landesinnung NRW haben davon scheinbar noch nie etwas gehört«, sagt Bodo Matthey. Anders sei nicht zu erklären, dass man die Klagen der Beschäftigten immer wieder leugne, so der Regionalleiter der IG BAU Westfalen.
Vorläufiger Höhepunkt: Die Arbeitgeber nannten das »Turbo-Putzen« einen »PR-Gag« der Gewerkschaft. Das sahen die Beschäftigten anders und sammelten in ganz Nordrhein-Westfalen rund 1.700 Unterschriften. »Turbo-Putzen gibt es doch!«, so das Motto des Aufrufs. An diesem Donnerstag wollten die Gebäudereiniger die Unterschriften an den Landesinnungsverband in Köln übergeben – aber die Arbeitgeber verweigerten die Annahme. Man habe die Beschäftigten nicht einmal anhören wollen, berichtet Matthey.
»Für viele der 200.000 Gebäudereiniger in Nordrhein-Westfalen gehört enormer Leistungsdruck zum Alltag. Dabei machen sie einen Knochenjob, der auf die Gesundheit geht«, sagt der Gewerkschafter. In laufenden Tarifverhandlungen setzt sich die IG Bau dafür ein, das »Turbo-Putzen« erstmals tarifvertraglich zu begrenzen: Verbindliche Leistungsgrenzen sollen eingeführt und Kürzungen der Arbeitszeit bei gleichbleibendem Revier untersagt werden. Außerdem fordert die IG Bau eine Lohn-Erhöhung von mindestens 80 Cent pro Stunde für alle Beschäftigten.
»Statt weiter die Augen vor der Wirklichkeit zu verschließen, ist die Landesinnung NRW gefordert, die Arbeitsbedingungen in der Gebäudereinigung zu verbessern«, betont Bodo Matthey. Am Tarif-Tisch warte man jetzt auf ein Angebot. Und die Unterschriftensammlung gehe weiter.