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Schauspielerinnen und Schauspieler »denken quer«

Oh je … Jan Josef Liefers, Heike Makatsch, Meret Becker, Woten WIlke Möhrung und weitere Schauspielerinnen und Schauspieler machen sich vermeintlich ironisch über die Coronapolitik und die Maßnahmen lustig.

Sie entblöden sich nicht. Sie »denken quer«, wenn auch mit anderen Mitteln … mit dem Mittel der Ironie, jedenfalls vermeintlich, nicht mit dem der Schreierei. In Wirklichkeit sind sie üble Querulanten, das kann man gar nicht deutlich genug sagen. Ein Hohn für alle Opfer der Pandemie, insbesondere diejenigen, die direkt Opfer des Virus geworden sind. Und täglich werden. Es ist Zynismus. Es ist auch kein Sarkasmus.

Das Ganze ist letztlich Klugscheißerei. Was soll man denn tun? Es einfach laufen lassen? Wäre das besser? Kann man das wollen? Es gibt keine bequemen Lösungen. Trotz der derzeitigen Maßnahmen, die ja halbherzig sind, laufen die Intensivstationen voll. Wollen sie sich darüber lustig machen, wenn Kranke nicht mehr behandelt werden können? Wenn sie eine finale Morphiumspritze erhalten? Soll etwa dem Fatalismus das Wort geredet werden? Nach dem Motto »Gestorben wird immer«? Mal ganz davon abgesehen, dass keine konstruktiven Vorschläge gemacht werden.

Natürlich kann man jetzt sagen, ein »Dauer-Lockdown« sei keine Lösung. Natürlich nicht. Das behauptet ja auch niemand. Und so wird es auch nicht kommen. Aber keine Maßnahmen sind eben auch keine Lösung. Das ist eben das Dilemma, vor dem die Politik steht. Wie gesagt: Es gibt keine bequemen Lösungen.

Viele und immer mehr Leute glauben, es gäbe bequeme Lösungen. Man müsse sie nur finden. Sie glauben, es gäbe gar Leute, die sie hätten, man müsse nur auf sie hören Das behauptet auch Liefers in seiner Ansprache.

Wir können letztlich nur hoffen, dass wir mit den Impfungen Phasen der »Normalität« erreichen können. Bis das Virus so mutiert, dass es harmloser wird, können noch Jahre vergehen. Im Moment wird es erst einmal noch infektiöser und damit und auch grundsätzlich gefährlicher. Wie wir sehen.

Was wieder einmal beweist: Bekannt und/oder erfolgreich zu sein, heißt nicht, auch klug zu sein. Auch wenn viele, auch die Leute selbst, das glauben. In der Psychologie nennt man das »Attributionsfehler«. Bekannte und erfolgreiche Leute neigen dazu, sich selbst zu sehr zu gefallen. In der Rhetorik, Dialektik und Eristik könnte man an ein »Argumentum ad verecundiam« denken, an eine »Autoritätsargument«. In der Philosophie und Logik würde man es einen logischen Fehlschluss nennen.

Das dumme, ja dümmste Sat-1-Frühstücksfernsehen zeigt nun Verständnis. Man müsse schmunzeln und werde zum Nachdenken angeregt. Zum Nachdenken worüber? Dass die Maßnahmen unsinnig sind? Dass es dumme Menschen gibt? Oder was soll das bedeuten? Coronaleugner seien das alles nicht … sondern? Was denn? Leugnen sie es nur ein bisschen? Weil ja die Maßnahmen ihrer Meinung nach lächerlich sind?

Natürlich trifft es die Kulturbranche hart. Aber nun ausgerechnet diese Leute nicht. Es trifft viele Branchen hart. Es trifft alle Menschen.

Hinter der Aktion steckt laut dem Impressum der zugehörigen Internetseite die Münchner Firma Wunder Am Werk GmbH, der Spiegel zitiert Geschäftsführer Bernd K. Wunder mit dem Satz: »Das ist Kunst.« Wunder ist von Beginn der Pandemie an als Corona-Verharmloser in Erscheinung getreten, auf seinem Instagram-Account ist zum Beispiel ein Beitrag aus dem vergangenen Mai zu finden, in dem er sich einen zotteligen Hund vors Gesicht hält und sich so über selbstgenähte Masken lustig macht. Corona sei nicht schlimmer als eine Grippe.

Der einzige Ausweg wäre, dass das ganze so etwas wie Meta-Satire ist … Satire zweiter Ebene. Man stimmt vermeintlich in den Chor der Querulanten ein, wenn auch auf einem vermeintlich höheren Niveau? Um sich so über sie lustig zu machen und sie bloßzustellen? Aber kann man das glauben? Schwerlich. Wer sollte das erkennen, wenn es so wäre? Jan Joseph Liefers hat sich ja schon zu seiner Ansprache geäußert. Aber nicht dahingehend. Im Grunde genommen hat er ein großes »Aber« von sich gegeben. Er scheint den Begriff »False Balance« nicht zu kennen, denn er fordert sie … dabei findet sie ja statt … und er kommt einem WDR-Mann im Interview mit einem DDR-Vergleich …

Ich weiß nicht, ob einige Interpretationen von #allesdichtmachen nicht zu weit gedacht sind … ob das ihre Absicht war. Da hätte es bessere Mittel gegeben. Ohne dass das in Zynismus ausartet. Da kommt halt wieder die Standpunktheorie ins Spiel. Die sollte man überwinden. Das ist dann das, was man als »Selbstdistanzierung« bezeichnet. Na gut … man kann den Leuten zugute halten, dass sie keine Philosophen sind. Aber macht es das besser? Ich glaube nicht. Dann sollen sie lieber gar nichts sagen. Oder klar sagen, was sie wollen … und nicht so tun, als hätten sie mehr zu sagen, als sie zu sagen haben. Denn die meisten hören denen zu, die nichts zu sagen haben. Natürlich nicht im Sinne von »gar nichts« … eher im Sinne von »wenig«. Und auch im Sinne von »nichts zu melden«. Was dann im konkreten Fall Gejammere wäre. Damit ist niemandem geholfen. Bestenfalls dem, der jammert. So funktioniert unter anderem Psychotherapie. Es wird solange gejammert (»gesprochen«), bis am Ende die Erkenntnis reift, dass es ist, wie es ist. Das nennt man dann »Akzeptanz«. Und dann kommt man ins Handeln. Das ist auch genau das, was Kübler-Ross sagt. Was die Leute da getrieben haben, ist also so etwas wie Selbsttherapie. Sie kann das womöglich auch bei anderen auslösen. Das könnte man dem ganzen zugute halten.

Heike Makatsch hat ihr Video jetzt gelöscht und bittet um Verzeihung. Was hat das nun zu bedeuten? Distanziert sie sich von der Aktion? Wenn ja: warum? Will sie einem Shitstorm entgehen? Wenn es so etwas wie Meta-Satire wäre, wäre das ja das Falscheste, was sie nun tun könnte. Oder bedeutet das, dass sie tagelang nicht darüber nachgedacht hat, was sie gesagt hat? Wer sagt dann, dass sie nun nachgedacht hat? Nach ihrem Videobeitrag bei der Internetaktion #allesdichtmachen hat sie sich zu Wort gemeldet und sich vermeintlich von »rechtem Gedankengut« distanziert. »Ich habe durch Kunst und Satire den Weg gewählt, die Veränderung unserer Gesellschaft aufzuzeigen und Raum zu schaffen, für einen kritischen Diskurs«, schrieb sie auf Instagram mit Blick auf ihr Video, in dem sie ironisch die Coronapolitik kommentiert hatte. »Wenn ich damit rechten Demagogen in die Hände gespielt habe, so bereue ich das zutiefst.« … was heißt »wenn«?

Dass es auch anders geht, zeigt beispielsweise Christoph Waltz: »Der Hollywoodstar Waltz lebt in der Pandemie zwischen Wien und Berlin und wartet auf den richtigen Zeitpunkt, um in seine Wahlheimat Los Angeles zurückzukehren. Dennoch liegt es ihm laut eigenem Bekunden fern zu jammern: ›Ich hab gewisse Hemmungen, über die Tatsache zu reden, dass ich Zeit zum Reflektieren habe, zum Lesen, und Zeit zum Sortieren‹, sagte der Schauspieler der ›GQ‹, die derzeit in Deutschland vierteljährlich statt monatlich erscheint. ›Ich bin in einer so privilegierten Situation, dass ich nicht über meine vermeintlichen Entbehrungen reden kann‹, so der zweifache Oscarpreisträger. Er könne es nicht mehr hören, wenn Prominente betonten, wie schlimm die Krise für sie sei. ›Sie können gar nicht mehr ins Restaurant oder sich mit Freunden treffen. Ja, dann triffst dich halt nicht!‹, so der gebürtige Wiener.«

Hier sind die Namen zu finden: www.https://www.allesdichtmachen.de …
 
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