»Leguminosen«, Foto: Galerie KRzwei. »Der Irrtum des Philosophen« (Friedrich Nietzsche), Foto Else Gold. »Nietzsche« mit den »Leguminosen«, Schaufenster links neben denn Eingang, »der Wolf und die sieben Geißlein« (rechts vorne). »Der Wolf und die sieben Geißlein«, Foto Else Gold, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Schaufensterausstellung »Eine wundersame Gasterei« der Galerie KRzwei »on tour«
Nach viel Mühe mit Vorbereitungen und Hoffen auf eine Alternative zur »Langenachtderkunst« mit kleinen Pop-Up-Aktionen, ist auch diese Alternative vom Ordnungsamt Gütersloh nicht genehmigt worden. »So haben wir mit den Kunsttüten der Bürgerstiftung und den bewährten Lichtschläuchen aber immerhin ein kleines Zeichen gesetzt, um mitzuteilen, dass sich die Kunst und Kultur trotz der Pandemie nicht unterkriegen lassen wollen«, so Kerstin Uhlmann-Winkler von der Galerie »KRzwei«.
Sogar einige Gütersloher Immobilieneigentümer unterstützen die derzeit fast am Boden liegende Kulturszene, indem sie ihre leerstehenden Ladenlokale für pandemiekonforme Aktionen zur Verfügung stellen, so wie das Ladenlokal an der Berliner Straße 1, den ehemaligen Räumen des Modegeschäfts Hüsken und des »Glass Labs«.
»In Korrespondenz zu den Gütersloher Themen und solchen im Kreis, habe ich in diesem Jahr zur ›LNDK‹ 2021 extra die Porzellankünstlerin Else Gold aus Meißen dazu eingeladen, mit mir eine Schau zu konzipieren, bei der es im engeren und weiteren Sinne um die Wurst geht. Um die Macht der Industrie über die Bedürfnisse des Volkes und der Kultur. Und im engeren Sinne um die Macht zwischen den Geschlechtern, die sich gerade in Pandemiezeiten wieder deutlich spüren läss«, so Uhlmann-Winkler.
Das Hauptwerk der Ausstellung »Eine wundersame Gasterei« trägt den Titel »Leguminosen«, und so wie diese für die Landwirtschaft, nicht nur in Ostwestfalen-Lippe, als Essenz und Dünger zur Wiederbelebung ausgelaugter Böden dienen, so sind doch Kunst und Kultur jene Essenz der menschlichen Seele.
Die Ausstellung »Eine wundersame Gasterei« der Galerie KRzwei »on tour«, die in nächsten paar Wochen, solange es der Immobilieneigentümer gestattet und keine neuen Mieter einziehen, wird als Schaufensterausstellung zu sehen sein, aber ohne Innenbeleuchtung, denn das hat das Ordnungsamt verboten, mit der Sorge, dass sich zu viele Menschen ansammeln könnten.
»Nun das Thema Pop-up-Performances. Heute haben wir finale Informationen von dem Ordnungsamt bekommen. Leider können keine Pop-up-Performances stattfinden. Vom Ordnungsamt heißt es ›Gemäß Paragraph 28 b Absatz 5 des Infektionsschutzgesetzes sind bei einem Inzidenzwert von über 100 unter anderem kulturelle Veranstaltungen untersagt. Nach hiesiger Auffassung gilt das auch für die geplanten Pop-up-Performances am 15. Mai 2021 in der Gütersloher Innenstadt. Ausnahmeregelungen durch das Aufstellen von Sicherheitskonzepten oder Ähnlichem sieht das Gesetz nicht vor«, so der Fachbereich Kultur der Stadt Gütersloh. »Natürlich werden und müssen wir uns an dieses Verbot halten. Dies gilt leider für alle Performances, die stattfinden sollen. Ich denke, dass wir mit den tollen Tüten und den Lichtschläuchen trotzdem ein Zeichen setzen können«, so Kerstin Uhlmann-Winkler, »Doch die innere Dunkelheit unserer Räume soll uns nicht hindern. Am Tage schenkt uns der Himmel sein Licht und ab 22 Uhr sind die Arkaden beleuchtet. Auf diese Weise kann jeder Betrachter der Schau für sich erkennen, was seine Sinne ihm sagen möchten.«
Es handelt sich um eine durchaus sehr freche, für manchen gar provokative Schau. Auf keinen Fall liefert sie leichte Kost, die niemandem wehtut und einfach nur hübsch ist. Obwohl es sich durchweg um profane Porzellan-Würste handelt, die in den unterschiedlichsten Installationen präsentiert und arrangiert sind, fühlt sich vor allem die jüngere Bevölkerung teils angeregt oder auch peinlich berührt. Ganz deutlich spiegelt sich in ihren Reaktionen der sexuelle Aspekt der Ausstellung wider. Junge Männer betonen und zeigen gar ihren Mannesstolz, junge Frauen reagieren manchmal verstört, so zum Beispiel auf die Arbeit »der Wolf und die sieben Geißlein«, die vielleicht als sieben kleine Mädchenpantoffeln angesehen werden könnten.
Damit bekommen die Beobachter ganz deutlich die Macht der Geschlechter vor Augen geführt und nicht selten berichten die Medien von verstärkter häuslicher Gewalt unter dem Einfluss und der unausweichlichen Enge in der Pandemie. Aber natürlich umgarnen auch die Frauen die Männer und führen sie an der Nase herum, wie beispielsweise in der Arbeit »der Irrtum des Philosophen« (Friedrich Nietzsche). »Von vorwiegend älteren Besucherinnen und Besuchern wurde ich beim Aufbau des öfteren gefragt, ob hier eine Fleischerei einzöge. Das seien doch alles Würste aus Porzellan. Damit sieht man, dass die Schau auch ganz profan betrachtet werden kann und gerade in Ostwestfalen die Wurst und ihre Industrie eine sehr bedeutende Rolle spielt«, so Kerstin Uhlmann-Winkler.
Galerie KRzwei »on tour«
Berliner Straße 1
33330 Gütersloh
Derzeit geschlossen
im Atelier gerne nach Vereinbarung
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