Wolfgang Draeger, Leiter der Agentur für Arbeit Bielefeld, kommentiert die Daten zum Arbeitsmarkt wie folgt: »Die Zeichen auf dem Gütersloher Arbeitsmarkt im Juni stehen weiter auf Erholung, wie auch andernorts in Ostwestfalen-Lippe. Die Arbeitslosigkeit im Kreis geht im Juni im Vergleich zum Vormonat leicht zurück. Es ist der fünfte Monat mit einem Rückgang in Folge.
Besonders erfreulich ist die Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit; sie reduziert sich deutlich gegenüber dem Vorjahresmonat. Sie liegt aber noch über dem Wert von Juni 2019, vor Ausbruch der Pandemie. Ältere Arbeitslose (ab 55 Jahre) treffen gleichwohl auf einen deutlich angespannteren Arbeitsmarkt; die Zahl der Arbeitslosen steigt weiter an.
Nach weiteren Lockerungen der pandemiebedingten Beschränkungen ist die erstmalige Inanspruchnahme von Kurzarbeit durch die Bielefelder Unternehmen weiter rückläufig. Die absolute Zahl der Betriebe, die Kurzarbeit aktuell nutzen, ist nach wie vor hoch. In Branchen, die durch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie und die Beschränkungen bisher besonders getroffen wurden, wie Gastronomie und Einzelhandel, brauchen die Betriebe zum Hochfahren eine gewisse Vorlaufzeit. Die Suche nach neuen Beschäftigten haben Gastronomiebetriebe derweil verstärkt.
Weil das Infektionsgeschehen im Kreis Gütersloh kontinuierlich zurückgegangen ist und aufgeschobene Investitionen in den kommenden Monaten vielfach nachgeholt werden müssen, erwarten viele Unternehmen eine deutlich positive Entwicklung für ihr Geschäft. Es besteht damit die Perspektive, dass sich der Arbeitsmarkt nachhaltig erholen kann. Die steigende Impfquote unterstützt diese Entwicklung zusätzlich.
Trotz der positiven Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt im Kreis beziehungsweise der Arbeitslosigkeit stellt der Fachkräftebedarf eine große Herausforderung dar. In der Pandemie zeigten sich deutliche Nachholbedarfe bei der Digitalisierung. Hier gilt es einerseits Mitarbeitende rechtzeitig und zukunftssicher zu qualifizieren und andererseits den Kundinnen und Kunden die Weiterbildungsmöglichkeiten und -chancen aufzuzeigen. Die Agentur für Arbeit und das Jobcenter stehen für individuelle Beratungen zur Verfügung und unterstützen die Qualifizierung finanziell.«
Kurzarbeitergeld
Im Juni 2021 wurden von Unternehmen aus dem Kreis Gütersloh nach vorläufigen Daten 29 Anzeigen über Kurzarbeit eingereicht. In den Anzeigen werden 914 Personen genannt, die potenziell von Kurzarbeit betroffen sind. Im Vergleich zum Vormonat sind das nach aktualisierten Daten acht Anzeigen weniger und 626 Personen mehr.
Hochgerechnete Zahlen zur realisierten Kurzarbeit im Kreis Gütersloh liegen für die Monate Januar 2021 und Dezember 2020 vor. Es geht hierbei um die bereits abgerechnete Kurzarbeit, die tatsächlich durchgeführt worden ist. Demnach gab es im Kreis Gütersloh im Januar 2021 1.755 Betriebe, die Kurzarbeit durchgeführt haben und 12.630 Personen in Kurzarbeit. Im Dezember waren es 1.443 Betriebe mit 9.587 Personen in Kurzarbeit.
Für den gesamten Agenturbezirk Bielefeld (Kreis Gütersloh und Stadt Bielefeld) liegen auch Hochrechnungen zu der realisierten Kurzarbeit in den Monaten Februar 2021 und Januar 2021 vor. Demnach waren im Bezirk im Februar 2021 3.678 Betriebe mit 29.977 Personen in Kurzarbeit. Im Januar 2021 waren es 3.469 Betriebe mit 28.544 Mitarbeitern in Kurzarbeit.
Arbeitslosigkeit
Die Zahl der Arbeitslosen ist im Kreis Gütersloh im Juni 2021 gesunken. Insgesamt waren 8.630 Personen arbeitslos gemeldet. Verglichen mit den Zahlen des Vormonats sind das 106 Personen oder 1,2 Prozent weniger. Im Vergleich zum Juni des Vorjahres sinkt die Zahl der Arbeitslosen um 1.735 Personen beziehungsweise 16,7 Prozent. Die Arbeitslosenquote beträgt im Juni 2021 4,0 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 4,9 Prozent (minus 0,9 Prozentpunkte).
Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung – SGB III
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung wurden in diesem Monat 3.879 Personen gemeldet. Die Zahl hat sich im Vergleich zum Vormonat verringert um 152 Personen beziehungsweise 3,8 Prozent. Im Vorjahresvergleich bedeutet das einen Rückgang um 1.540 Personen oder 28,4 Prozent.
Entwicklung in der Grundsicherung – SGB II
In der Grundsicherung sind 46 Arbeitslose mehr als im Vormonat und 195 weniger als im Vorjahr zu verzeichnen. Im Verhältnis entspricht das plus 1,0 Prozent zum Vormonat beziehungsweise minus 3,9 Prozent zum Vorjahr. Insgesamt zählen 4.751 Personen und damit 55,1 Prozent aller Arbeitslosen zur Grundsicherung gemäß SGB II.
Jugendarbeitslosigkeit
722 Arbeitslose sind im Berichtsmonat im Kreis Gütersloh unter 25 Jahre alt. Im Vormonat waren das noch 15 mehr und im gleichen Monat des Vorjahres 352 mehr arbeitslose junge Menschen. Die prozentuale Veränderung beläuft sich somit auf minus 2,0 Prozent zum vorherigen Monat beziehungsweise minus 32,8 Prozent im Vorjahresvergleich.
Arbeitslose ab 50 Jahre
Die Anzahl arbeitsloser Personen ab 50 Jahre ist im Vergleich zum Vormonat gesunken, und zwar um 45 Personen oder 1,5 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr sind es 229 Arbeitslose weniger (minus 7,3 Prozent). Insgesamt sind 2.912 Menschen ab 50 Jahre im Kreis Gütersloh betroffen.
Langzeitarbeitslose
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Kreis Gütersloh im Berichtsmonat gestiegen. 3.506 Personen waren länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt, darunter zählen 83,6 Prozent (2.930 Personen) zur Grundsicherung. Verglichen mit den Gesamtzahlen des Vormonats sind das 32 Langzeitarbeitslose mehr. Im Vergleich zum Vorjahr steigt die Zahl dieser Arbeitslosen damit um 514 Personen.
Stellenangebot
Unternehmen aus dem Kreis haben in diesem Monat 713 Stellen gemeldet, das sind 59 offene Stellen mehr als im Vormonat. Im Bestand befanden sich insgesamt 3.415 offene Stellen und damit 55 freie Stellen mehr als im Vormonat und 991 mehr als im Vorjahresmonat.
Der Arbeitsmarkt in Ostwestfalen-Lippe
Der Arbeitsmarkt erholt sich zusehends von den Auswirkungen der Pandemie, die Lockerungen der pandemiebedingten Einschränkungen haben in Ostwestfalen-Lippe zu weiter sinkender Arbeitslosigkeit geführt. So sank in unserer Region die Zahl der Menschen ohne Arbeit im Vergleich zum Mai 2021 um 1,4 Prozent auf 64.641 Personen. Das sind insgesamt 902 Arbeitslose weniger. Der Juni 2021 ist der dritte Berichtsmonat, dessen Vorjahresmonat ebenfalls bereits unter dem Einfluss der pandemiebedingten Einschränkungen stand. Im Juni 2020 waren 11,2 Prozent oder 8.124 Menschen mehr ohne Arbeit registriert. Damit gibt es im Jahresvergleich einen deutlichen Rückgang der Arbeitslosigkeit in Ostwestfalen-Lippe. Beginnend im Frühjahr bis in den Sommer 2020 war, nach Beginn des ersten Lockdowns, die Arbeitslosigkeit stark angestiegen. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist, gegen den Trend der Arbeitslosigkeit insgesamt, innerhalb der vergangenen zwölf Monate stark angestiegen. So sind aktuell 28.401 Arbeitslose mindestens seit einem Jahr auf Arbeitssuche, das sind 4.663 Menschen oder 19,6 Prozent mehr als im Juni 2020. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen steigt seit Sommer 2020 beständig an. Die Zahl der neu gemeldeten offenen Stellen, die von den Jobcentern und Arbeitsagenturen in OWL angeboten werden konnten, ging im Juni im Vergleich zum Vormonat zurück, was saisonal aber üblich ist. Der Bestand lag mit 21.233 freien Stellen um 5.320 Stellen höher als noch vor einem Jahr, das ist ein Plus von 33,4 Prozent. Gleichzeitig stieg die Zahl der von den Arbeitgebern in der Region gemeldeten neuen Stellen im Juni im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1.732 Stellen auf 4.507 Neumeldungen, das ist ein Plus von 62,4 Prozent. Das Arbeitskräfteangebot war im Frühjahr bis in den Sommer 2020 hinein massiv eingebrochen. Die niedrigste Arbeitslosenquote in unserer Region findet sich im Agenturbezirk Paderborn (5,0 Prozent), gefolgt von den Bezirken Herford (5,4 Prozent), Detmold (5,8 Prozent) und Bielefeld (6,3 Prozent). Insgesamt hat Ostwestfalen-Lippe eine Arbeitslosenquote von 5,7 Prozent (Vormonat 5,8 Prozent, Vorjahr 6,4 Prozent).