ARD-»ttt – titel thesen temperamente«, sonntags um 23-05 Uhr im Ersten. Max Moor gibt Informationen über aktuelle Ereignisse und wichtige Trends im deutschen und internationalen Kulturleben. ttt stellt Künstler aller Genres in den Mittelpunkt der Betrachtung, macht Kunst optisch erfahrbar, zeigt Zusammenhänge auf und stellt den Wettstreit der Meinungen in der Kulturszene dar. Foto: Herby Sachs, ARD, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
München (ots)
Die geplanten Themen
Zu Afghanistan – das Drama am Hindukusch
Die Situation in Afghanistan ist so dramatisch wie unübersichtlich. Auch wenn die Taliban vermeintlich beruhigen und von einer Amnestie sprechen, ist die Furcht Vieler groß – vor allem die der Frauen. Zu präsent die Erinnerung an die Unterdrückung und den Terror der vergangenen Herrschaft. Wer akut gefährdet ist, versucht außer Landes zu kommen: Künstler, Medienschaffende, Menschen, die sich gegen die Taliban exponiert haben. Der Pressefotograf Ramin Rahman hat es an Bord der zweiten, überfüllten amerikanischen Militärmaschine aus Kabul geschafft, und auch Sahraa Karimi, die vor zwei Wochen »ttt« noch in Kabul ein mutiges Interview gab, ist sicher außer Landes gekommen. Noch unter dem Schock der Flucht, haben beide derzeit wenig Hoffnung für Afghanistan. »ttt« über die Tragödie am Hindukusch.
»Was Männer nie gefragt werden« – Fränzi Kühnes originelles Buch zur Gleichberechtigung
Wie bringen Sie Familie und Karriere unter einen Hut? Was ziehen Sie zur nächsten Sitzung an? Wie setzen Sie sich in den Männerrunden durch? - Mit solchen Fragen wurde Fränzi Kühne als Unternehmerin und Aufsichtsrätin häufig konfrontiert. Lauter Fragen, die man ihren männlichen Kollegen in Interviews so nicht stellen würde. Während es bei den Männern meist um den Job an sich geht, werden Frauen noch viel zu oft auf ihr Äußeres oder ihre Familie angesprochen. Um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen, hat die Managerin den Spieß umgedreht: Für ihr Buch »Was Männer nie gefragt werden« hat sie Politiker, Manager und Künstler mit typischen »Frauenfragen« konfrontiert. Insgesamt hat sie 22 Männer interviewt, darunter Gregor Gysi, Heiko Maas, Bosse oder Helmut Thoma. Ein originelles Buch zum Thema Gleichberechtigung, das zeigt, dass noch viel zu tun ist.
Die bekannteste archäologische Stätte der Welt – Pompeji und ihr neuer deutscher Direktor
Erst 39 Jahre alt, dann auch noch Deutscher und er soll jetzt Pompeji leiten? Zwei Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats in Pompeji sind aus Protest nach seiner Ernennung zurückgetreten. Gabriel Zuchtriegel ist seit Anfang diesen Jahres der neue Direktor von Pompeji, dem berühmtesten Ausgrabungsgelände der Welt. Über 2000 Jahre ist der Ausbruch des Vesuvs her, erst 1748 fanden hier erste archäologische Grabungen statt, die letzten Jahrzehnte waren vor allem durch Verwahrlosung geprägt. Raubgräber und Schlendrian beim Denkmalschutz geben dem Welterbe fast den Rest. 2013 stoppt die EU den zweiten Untergang Pompejis – mit viel Geld. Große Aufgaben für den neuen Direktor, der inzwischen auch die italienische Staatsbürgerschaft hat. »ttt« traf ihn in Pompeji und sprach mit ihm über seinen neuen Job und die Herausforderungen, die dieser mit sich bringt.
Skrupelloser Raubmord – die »Heimeinkaufsverträge« der Nationalsozialisten
Die Nationalsozialisten versprachen eine Heimunterbringung auf Lebenszeit, frische Wäsche und Krankenverpflegung. Gegen Zahlung des gesamten Vermögens, egal ob groß oder klein. Tatsächlich ging es für fast 45.000 deutsche Juden ins KZ Theresienstadt, das die Schriftstellerin und Holocaust-Überlebende Ruth Klüger als den »Stall vor dem Schlachthof« bezeichnet hat: ein Durchgangsghetto auf dem Weg ins Vernichtungslager. Das ganze Ausmaß dieses Betruges kommt erst jetzt ans Licht: der ehemalige Religionslehrer Christian Lehmann führt derzeit die sogenannten »Heimeinkaufsverträge« zusammen – die meisten liegen bis heute unbeachtet in diversen Archiven. »ttt« über den vielleicht skrupellosesten Raubmord der Nationalsozialisten.
Detlev Bucks Neuverfilmung von Thomas Manns Roman »Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull«
Mehr Schein als Sein, Schwindel, geschickte Selbstvermarktung - die Schelmen-Geschichte des Hochstaplers Felix Krull ist immer noch aktuell, fast 100 Jahre nach der Veröffentlichung der ersten Fassung des Romans von Thomas Mann. Dieselben Mechanismen funktionieren auch heute in den sozialen Medien oder in der Politik. Jetzt haben Regisseur Detlev Buck und Drehbuchautor Daniel Kehlmann mit einer Starbesetzung die alte Geschichte neu erzählt. Jannis Niewöhner spielt Felix Krull, Liv Lisa Fries seine Geliebte Zaza, David Kross verkörpert Marquis Louis de Venosta, mit dem Krull die Identität tauscht. Und auch, wenn sie in Schachtelsätzen sprechen und in Kostümen herumlaufen, so holen sie die Geschichte mit ihrem intensiven Spiel doch ins Heute. Kinostart ist der 2.September 2021.
Moderation: Max Moor
»ttt – titel thesen temperamente« ist am Sendetag ab 20 Uhr in der ARD-Mediathek verfügbar.
Redaktion: Edith Beßling, Christine Gerberding, Niels Grevsen, Melanie Thun (NDR)