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Aus dem Frühmittelalter stammen zwei Kreuzemail- und eine Heiligenscheibenfibel – gefunden von Sondengänger T. Goebel. Foto: S. Brentführer, LWL-Archäologie für Westfalen, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Ausgrabungen im Oelder Neubaugebiet

Oelde (lwl). Ausgrabungen im Neubaugebiet Oelde-Weitkamp (Kreis Warendorf), die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) begleitete, hatten bereits 2002 bis 2004 interessante Ergebnisse erbracht. Weitere Grabungen zeigen nun, dass die erst im 19. Jahrhundert aufgegebene Hofstelle Uthof schon im Zehnten Jahrhundert bestand.

Der Uthof stand bereits im Mittelalter

Von 2002 bis 2004 wurde das westlich an die aktuelle Grabungsfläche angrenzende Areal archäologisch untersucht. In dem Gebiet auf einem Sandrücken zwischen Axtbach im Norden und Bergeler Bach im Süden wurden neben ur- und frühgeschichtlichen Siedlungsstellen auch eine Hofstelle entdeckt, deren Anfang die Fachleute im Mittelalter verorten. 

»Dabei handelt es sich um Hinterlassenschaften des sogenannten Uthofes. In den schriftlichen Quellen ist der Uthof bereits ab 1308 belegt. 1878 wurde er abgerissen und einplaniert«, ordnet Dr. Andreas Wunschel ein, Experte für Mittelalter- und Neuzeitarchäologie bei der LWL-Archäologie für Westfalen. Bei der Ausgrabung von 2002 bis 2004 wurden neben den Resten des Uthofes auch einige mittelalterliche Befunde erfasst, die sich nach Osten über die damalige Grabungsfläche hinaus in den Bereich des neuen Baugebietes erstreckten.

Im Bereich der aktuellen Grabungsfläche fand der ehrenamtliche Mitarbeiter der LWL-Archäologie Tobias Goebel 2020 bei Begehungen mit der Metallsonde drei Gewandschließen, sogenannte Fibeln: »Die zwei Kreuzemail- sowie eine große Heiligenfibel, die etwa in das späte Neunte bis Elfte Jahrhundert datieren, wurden im Mittelalter dazu genutzt, Gewänder zusammenzuhalten«, erklärt Grabungsleiter und Archäologe Dr. Jürgen Pape, den die Stadt Oelde für die archäologischen Untersuchungen angestellt hat.

Bei den Grabungen konnten zahlreiche mittelalterliche Siedlungsspuren dokumentiert werden. Verfärbungen im Boden zeigten die Grundrisse von Speicherbauten und großen Pfostenbauten. Die Expert:innen vermuten, dass es sich bei vier dieser Pfostenbauten aufgrund ihrer Länge von mehr als 20 Metern um die Hauptgebäude der mittelalterlichen Hofstelle handelte.

Zwischen den Grundrissen entdeckten die Archäologen zwei Brunnen aus ausgehöhlten Baumstämmen und zwei Steinbrunnen. Die hölzerne Unterkonstruktion bei einem der Steinbrunnen ermöglichte eine Datierung mittels Dendrochronologie, die eine Errichtung des Brunnens am Ende des Zwölften Jahrhunderts vermuten lässt. Innerhalb des westlichen Grabungsbereichs fanden sich auch zwei Gruben, in denen ein junges Schwein und ein Rind niedergelegt wurden. Möglicherweise wurden die Tiere Opfer einer Tierseuche. 

»Die Baustrukturen datieren vornehmlich in das Hoch- und teilweise auch in das Spätmittelalter, eindeutig jüngere Befunde fehlen«, fasst Pape zusammen. Bei den Artefakten handelt es sich fast ausschließlich um Keramik, vornehmlich aus lokaler Herstellung. Es fanden sich aber auch aus dem Rheinland importierte Irdenwaren, so Pape weiter. 

Im östlichen Bereich der Fläche trafen die Fachleute auf zum Teil leicht gebogene Gräben, die wahrscheinlich zum Ableiten von Oberflächenwasser nach Starkregen in die Niederung des angrenzenden Bergeler Baches dienten. In diesem Bereich zeigten sich außerdem Spuren einer möglichen weiteren Hofstelle in Form eines hölzernen Brunnens aus dem Spätmittelalter und weiteren Gebäudegrundrissen. Hier entdeckten die Expert:innen eine schmale Grube mit mindestens drei eng zusammenliegenden vollständigen Pferdeskeletten. Sie wurden wahrscheinlich im 16. oder im 17. Jahrhundert entsorgt, wie eine Untersuchung ergab.

»Zusammen mit den Grabungen von 2002 bis 2004 ist nun die etwa 100 Metern mal 70 Metern große Hofstelle Uthof weitgehend archäologisch untersucht«, sagt Pape. Der Siedlungsbeginn sei anhand der dokumentierten Befunde und geborgenen Funde deutlich vor der ersten schriftlichen Überlieferung aus dem Jahr 1308 anzusetzen, so der Grabungsleiter weiter, möglicherweise sogar schon im 10. Jahrhundert.

Die frühneuzeitlichen Spuren fanden sich überwiegend auf der zwischen 2002 bis 2004 untersuchten Fläche, während sich die hoch- und spätmittelalterlichen Befunde auf der aktuell untersuchten Grabungsfläche befinden.

»Durch die Grabung in Oelde-Weitkamp können wir die Entwicklung einer kleinräumigen Hofstelle über eine Dauer von 900 Jahren nachzeichnen«, fasst Pape zusammen. Die wissenschaftliche Auswertung der Ergebnisse wird voraussichtlich bis Ende Februar 2022 dauern. Im Anschluss wird auf gemeinsamen Wunsch der Stadt Oelde sowie des LWL eine Grabungsbroschüre erstellt, die die zentralen Erkenntnisse der Ausgrabungen zugänglich machen wird.

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