Wilfried Schmickler verkörperte in den »Mitternachtsspitzen« jahrelang Bundeskanzlerin Angela Merkel. Foto: Melanie Grande, WDR, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Die Mundwinkel senkend, mit den Fingern eine Raute bildend, dunkelblonde Perücken und zweifarbige Hosenanzüge tragend, so verkörperte mit verstellter Stimme Wilfried Schmickler in den »Mitternachtsspitzen« jahrelang Bundeskanzlerin Angela Merkel. In der Rubrik »Überschätzte Paare der Weltgeschichte« an der Seite Uwe Lykos – mal Staatsmann, Papst oder Modezar und mal Ehemann Joachim Sauer – war sich Wilfried Schmickler als Knallcharge für fast nichts zu schade. In seinem »Aufhören!« allerdings, in seiner rituellen finalen Abrechnung, legte er stets größten Wert auf ein anderes Niveau: Hier sprach er Klartext, geißelte er moralisch Verwerfliches, politisch Fragwürdiges, verfassungsrechtlich Unzulässiges. Und somit sprach er natürlich auch immer wieder über das Tun und Lassen der so genannten Kabinette Merkel Eins und Merkel Zwei und Merkel Drei und Merkel Vier.
Deutschlands erste Kanzlerin, von den einen irgendwann zur »Mutti« erhoben, von den anderen verunglimpft im Kampfbegriff »Merkel-Diktatur«, bot 16 Jahre lang unfassbar viel Gesprächsstoff, selbst dann, wenn sie wieder mal nur wenig gesagt hatte. Denn die vier Legislaturperioden ihrer Kanzlerschaft hatten es wahrlich in sich: Es gab die zweifache Wende in der Atom- oder Energiepolitik, es gab die Merkel-Sätze »Die multikulturelle Gesellschaft ist gescheitert!« vom 20. November 2004 und »Wir schaffen das!« am 31. August 2015, es gab die Vertrauenskrise nach einer Spendenaffäre der CDU, es gab Kriegseinsätze, die nicht so genannt werden durften, es gab die Banken- und Finanzkrise sowie die noch nicht überstandene Pandemie.
Christoph Sieber, neuer Gastgeber der »Mitternachtsspitzen« in schwerer Zeit, blickt gemeinsam mit Wilfried Schmickler auf das »Beste über Angela Merkel«: Ein Feuerwerk der Zuspitzungen, ein Wiedersehen auch mit Jürgen Becker, Volker Pispers, Urban Priol, Arnulf Rating, Hagen Rether, Mathias Richling, Georg Schramm, Florian Schroeder, Simone Solga und anderen.
WDR-Fernsehen, Samstag, 4. September 2021, 22.45 bis 23.45 Uhr
Redaktion: Klaus Michael Heinz