Die Kuratorinnen von »Nimmersatt Gesellschaft ohne Wachstum denken« erarbeiten erstmals gemeinsam eine Ausstellung. Kristina Scepanski (Westfälischer Kunstverein), Marianne Wagner (LWL-Museum für Kunst und Kultur), Merle Radtke (Kunsthalle Münster). Foto: Hanna Neander, LWL, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
#Nimmersatt? #Gesellschaft ohne Wachstum denken
Münster (#LWL. Die Ausstellung »Nimmersatt? Gesellschaft ohne Wachstum denken« vom 27. November 2021 bis zum 27. Februar 2022 eröffnet Ende November in Münster. Als Kooperation der Kunsthalle Münster, des LWL-Museums für Kunst und Kultur sowie des Westfälischen Kunstvereins thematisiert die Ausstellung in den drei Institutionen, wie menschliches Handeln und andauerndes Wachstum das Zusammenleben und die Umwelt verändern. Die rund 30 künstlerischen Arbeiten bieten Raum für ein Nachdenken über die Gegenwart und mögliche Zukunftsszenarien. Die Eröffnung findet am Freitag, 26. November 2021, ab 16 Uhr in den drei Orten mit verschiedenen Gesprächen statt.
Die Teilhabe der Künstler:innen an der Gesellschaft bestehe unter anderem darin, dass sie Zustände sichtbar machen und Visionen entwickeln, so die Kuratorinnen Merle Radtke (Kunsthalle Münster, Kristina Scepanski (Westfälischer Kunstverein und Marianne Wagner (LWL-Museum für Kunst und Kultur. Die künstlerischen Arbeiten der Ausstellung nehmen Bezug auf aktuelle Krisen, soziale Ungleichheit, Klimaveränderung, Krankheit, Krieg, Fluchtbewegungen, Fremdenhass und damit einhergehende Entwicklungen. Mit unterschiedlichen künstlerischen Mitteln folge die Ausstellung der Frage, welche anderen Optionen als die des Wachstums bestehen. Denn Wachstum sei endlich und baue auf sozialer Ungleichheit sowie einer Ausbeutung von Menschen und ihrer Umwelt auf.
An allen drei Orten begegnen die Künstler aktuellen Zuständen mit Visionen als auch Utopien, die Gesellschaft ohne Wachstum denken. Gezeigt werden Videoinstallationen, Zeichnungen, Fotografien und Skulpturen sowie Arbeiten im öffentlichen Raum. Neben einer Reihe von Leihgaben präsentieren die Häuser mehrere Neuproduktionen, die im Dialog mit den Kuratorinnen entstanden sind und erstmals gezeigt werden.
Die Kunst: drei Beispiele
In der Kunsthalle Münster thematisiert die amerikanisch-libanesische Künstlerin Marwa Arsanios, geboren 1978, in ihrer Video-Trilogie »Who Is Afraid of Ideology?« (2017/2019/2020 Bodennutzungsrechte und Saatgut. Kuratorin Merle Radtke: »Arsanios« Filme nehmen kleine Initiativen im Irak, Nordsyrien und Kolumbien in den Blick. Die Künstlerin zeigt, wie Frauen Recht auf Land einfordern und sich mit dem Streben nach wirtschaftlicher Unabhängigkeit auf unvermittelte Weise mit der Natur verbinden. »Part III – Micro Resistencias« (2020 bietet mit der Idee der lokalen Stärkung schließlich einen Weg, die Diskussion um Saatgut und dessen Besitz nicht in die Hände transnationaler Konzerne zu legen.
Der beninische Künstler Georges Adéagbo, geboren 1942 stellt im LWL-Museum für Kunst und Kultur in seiner neuproduzierten, raumgreifenden Installation konkrete Bezüge zu Münster her. Dazu bringt er gefundene Objekte und Tafelbilder, die er bei Kunstmaler:innen in seinem Herkunftsland Benin in Auftrag gibt, in einen Dialog. Kuratorin Marianne Wagner: »Die Beziehungen der Artefakte veranschaulichen einen kulturellen Austausch und plädieren für die Anerkennung unterschiedlicher kultureller Wurzeln anstelle von Hoheitsansprüchen des Globalen Nordens. Adéagbos Arbeit ist auch ein Vorschlag, voreinander zu lernen und klischeeverhaftete Vorstellungen und Hierarchien zugunsten eines gleichwertigen Miteinanders aufzulösen.«
Eine Skulptur aus Plastikcontainern der französischen Künstlerin Anita Molinero, geboren 1953 rückt den Umgang und die Wertvorstellungen von Rohstoffen vor dem Eingang des Westfälischen Kunstvereins in den Fokus. Kuratorin Kristina Scepanski: »Nicht die traditionell mit dem Erscheinungsbild von Skulpturen verbundenen Materialien wie Marmor oder Bronze sind die Stoffe, die für das 21. Jahrhundert stehen, vielmehr ist es der Müll. Mit wachsender Tendenz vermehrt sich Abfall auf Kosten anderer tagtäglich und symbolisiert für Molinero so den Horizont menschlicher Aktivität.«
Das Ausstellungsprojekt wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, die Kunststiftung NRW, die »Art Mentor Foundation Lucerne«, und »Trampoline«, »Association in support of the French Art Scene«.
Künstler
Eröffnungstag, 26. November 2021, 16 bis 22 Uhr, Eintritt frei
16 Uhr, Kunsthalle Münster, »Von Kreisläufen, Monopolen und Verantwortung«, Begrüßung Markus Lewe, Oberbürgermeister der Stadt Münster, Andreas Siekmann, Künstler, im Gespräch mit Merle Radtke, Leiterin der Kunsthalle Münster
18 Uhr, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Erzählungen »Kapitalfluss – Überfluss – Endlichkeit, Begrüßung Matthias Löb, LWL-Direktor, Alice Creischer, Künstlerin, Andreas Löschel, Ressourcenökonom im Gespräch mit Marianne Wagner, Kuratorin am LWL-Museum für Kunst und Kultur
20 Uhr, Westfälischer Kunstverein, »Die Realität übersteigt die Fiktion«, Begrüßung Tobias Viehoff, Vorstandsvorsitzender Westfälischer Kunstverein, Raphael Smarzoch, Autor und Journalist, Miriam Zeh, Literaturkritikerin, im Gespräch mit Kristina Scepanski, Direktorin des Westfälischen Kunstvereins