Unser Bewusstsein spielt uns ein Theaterstück vor, in dem wir der Hauptdarsteller (und alle anderen) sind, das ist das Ego., Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Gütersloh, Psychologie in Gütsel, Homo laber
Wer will, findet Wege, wer nicht will, findet Gründe. Diese alte Volksweisheit leitet sich aus der Tatsache ab, dass der Mensch, der Homo laber, vom Unbewussten gesteuert wird, und dass alles, was er sagt (»labert«) und denkt, Rationalisierungen sind. Echt und real ist nur das, was er fühlt. Tiere haben kein Bewusstsein (höchstens so etwas wie ein »Vorbewusstsein«), sie handeln »echt« und authentisch und folgen in ihrem Handeln keiner vermeintlichen Vernunft, sondern lediglich ihrem Instinkt und der Notwendigkeit. Das stellt sich je nachdem positiv oder negativ dar, was aber wiederum nur (bewusste) Interpretationen der Lage und des Sachverhaltes sind.
Der Homo laber
»Get things done«, sagen Leute, die Dinge tun und realisieren. Die das nicht tun, reden. Sie behaupten, Dinge zu tun, sie behaupten, Dinge seien irgendwie oder anders. Meist ist das Gegenteil der Fall. In beiden Fällen. Wer redet, handelt nicht – und wer handelt, redet nicht. Beides nicht unbedingt gar nicht, aber in jedem Fall wenn, dann nur begrenzt. Denn wer handelt, der liefert Resultate, die dann für sich sprechen. Schon aus der Bibel wissen wir: »An ihren Taten sollt ihr sie erkennen«.Daran krankt leider auch die Politik, denn dort werden vor allem Reden gehalten, der Homo laber redet. Er handelt nicht. Handeln sollen und müssen andere. Und das tun sie – teils wie vom Redner gewünscht, teils aber auch wie vom Redner nicht gewünscht. Oder sie tun es nicht. Oder sie tun es, obwohl es nicht gewünscht ist. Und ob das alles, was der Redner wünscht oder nicht wünscht, überhaupt wünschenswert ist, ist nicht selten mehr als fraglich, wie wir aus der Geschichte wissen. Das ist übrigens das, was wir entgegen anderslautender Behauptungen aus der Geschichte lernen (können und sollten).
Unbewusstes kennt keine Negation
Das Unbewusste kennt keine Negation. Es kennt den Begriff »nicht« nicht. Ein basales Gedankenexperiment verdeutlicht das: »Denken Sie jetzt nicht an einen rosa Elefanten!«. Das ist natürlich prinzipiell nicht möglich, eigentlich albern, beweist aber, dass es nun einmal so ist, so sein muss. Eine teuflische Logik. Das bedeutet aber auch, dass beispielsweise Leute, die »gegen Krieg« sind, ihn in Wirklichkeit befördern. Allein schon deshalb, weil er in ihrem Geist stattfindet. Eine kluge Frau hat einmal geschlussfolgert und gesagt: »Du bist gegen Krieg? Dann führe keinen Krieg. Dann beende den Krieg in Deinem Kopf!« Und Krieg fängt nun einmal auch mit dem sogenannten »Kleinkrieg« an (nicht zu verwechseln mit Reflexion).
Daraus folgt auch die tiefe Wahrheit der Erkenntnis, dass »gut gemeint« oft das Gegenteil von »gut« ist. Sich also nur allzu oft als »böse« darstellt. Und umgekehrt (Goethe hat das im »Faust« ironisch thematisiert). Der Homo laber ist nur allzu oft ein Anti-Mephisto. Bei Tieren ist in ihrem Handeln gar nichts »gemeint«. Und wenn der Homo laber beispielsweise sagt: »Das ist jetzt nicht böse gemeint«, dann ist es doch »böse«, und womöglich auch doch »böse« gemeint. Schon zwei Philosophen haben das Bucht »Jenseits von Gut und Böse« geschrieben und die Schlussfolgerung gezogen, dass wir ohne Moral bessere Menschen wären. Denn Moral ist, was man aus verschiedenen Gründen für richtig hält, was aber nicht selten umso falscher ist.
Eine bekannte und beliebte Rationalisierung ist die Behauptung, man habe »nur Befehle befolgt«. Das muss nicht unbedingt wörtlich gesagt werden. So hat etwa der beliebte dissidentische, chinesische »Künstler« Ai Weiwei gesagt, in China werde man gezwungen, Dinge zu tun und zu lassen. Es sei so. Nach ihm werden in 50 oder 100 Jahren keine Schulen benannt werden, weil es eine Lüge ist. Eine Rationalisierung. Es gibt leider zahlreiche Beispiele, die das Gegenteil beweisen. Menschen, die sich nicht zwingen lassen, und dafür einen teuren Preis bezahlen. Aber ausgerechnet nach ihnen werden dann (in aller Regel posthum) Schulen benannt. Wenn sie Glück haben, tun und sagen sie Dinge, die niemand versteht und die die Mehrheit goutiert, wie etwa bekannte Wissenschaftler oder Künstler.
Die Atombombe
Aber auch bei Wissenschaftlern stellt sich oft Ignoranz als tödlich dar. So hat sich der bekannte Physiker Robert Oppenheimer, der als »Vater der Atombombe« gilt, vor den Karren der Macht spannen lassen und mit einem unglaublichen Aufwand, der nur dem »Bösen« zuteil wird, die Atombombe entwickelt. Und dann pathetisch die »Bhagavad Gita« zitiert: »Jetzt bin ich zum Tod geworden, der Zerstörer der Welten« und Krokodilstränen geweint. Dem könnte man entgegenhalten, dass, hätte er es nicht getan, es andere getan hätten. Das mag sein, wäre allerdings zu beweisen. Aber dann hätte es eben nicht er getan. Und er und seine Konsorten des »Manhattan Projektes« wollten nach eigenem Bekunden eigentlich nur sehen, ob es (»die Bombe«) tatsächlich funktioniert. Wie wir erleben mussten, funktioniert sie. Um ganz sicher zu gehen, wurde das tausendfach ausprobiert. Man wollte tausendfach sicherstellen, dass sie tatsächlich funktioniert, wie sehr sie funktioniert, und man wollte zeigen, dass man sie hat.
Die 10-80-10-Regel
Aus der Soziologie kennt man die sogenannte »10-80-10-Regel«. Demnach verhalten sich (im Katastrophenfall) zehn Prozent der Menschen absolut irrational, zehn Prozent verhalten sich rational (»vernünftig«) und 80 Prozent (die »Breite Masse«) folgen einfach dem, was für sie am »Richtigsten«, am »Vernünftigsten« klingt. Sie folgen dem einen oder anderen oder ihrem kollektiven Empfinden oder der Notwendigkeit. Dass man der »Masse« niemals trauen kann, hat schon Gustave Le Bon erkennen müssen. Das äußert sich beispielsweise auch in dem Spruch, den sich einer Geschichte zufolge ein Kaiser bei seiner Krönung sagen lassen musste: »Sire! Die Leute, die Euch zu Eurer Krönung zujubeln, sind dieselben Leute, die dem Henker bei Eurer Köpfung zujubeln werden«. Es sind auch überwiegend dieselben Leute, die »gegen Krieg« und »für Frieden« sind, die dann schießen. Die nicht schießen, tun es einfach nicht. Sie weigern sich. Und werden dann nicht selten deshalb ihrerseits erschossen. Von Leuten, die glauben, damit das Richtige zu tun und nur Befehle befolgen. So ist in solchen Fällen nicht etwa »Hass« das Problem. Wen »hasst« man schon? Man »hasst« in der Regel nicht Menschen, eher »hasst« man Gefühle oder Ideen und Gedanken. Das Problem sind Wut und Rage. Die dann angestachelt werden.
Postbehaviorale Rationalisierung nach M. Käkenmeister
Eine beliebte, freilich meist unbewusste Manipulationsstrategie ist die, das eigene Fehlverhalten im Nachhinein (postbehavioral) zu rationalisieren (zu begründen). Man verhält sich etwa jemandem gegenüber falsch und unanständig, und rechtfertigt dieses Verhalten dann im Nachhinein mit der Reaktion des Betroffenen (»Da müssen Sie sich nicht wundern!«). Als sei die Reaktion des Betroffenen die Ursache für das eigene Fehlverhalten und nicht etwa die eigene Unanständigkeit oder Dummheit. Alternativ dazu folgen Menschen im Rahmen des »Fight or Flight«-Konzeptes auch der Strategie des absoluten Nicht-Verhaltens, der Ignoranz, Leugnung oder des Nicht-Reagierens. Sie tun einfach gar nichts. Oder man wirft dem »Gegner« das vor, was man selbst tut (oder nicht tut). Die möglichen »Gründe« sind unzählig.
Das »Fight«-Verhalten stellt sich in der Psychologie oft als »Backfire«-Phänomen dar. Oft auch präventiv, a priori. Solche Strategien wurden etwa von Arthur Schopenhauer in seinen Darlegungen zur »Eristischen Dialektik« (eigentlich nur der Eristik in der Folge Dialektik, Rethorik, Eristik) oder von Noam Chomsky in seinen Darlegungen zu den Manipulationsstrategien der Medien erkannt. Chomsky näherte sich der Tatsache, dass das Handeln – wie erwähnt – vom Unbewussten gesteuert wird, mit der Erkenntnis, es sei »nicht-verschwörerisch«. Freilich stellte er nur auf die Medien ab. Tiefergehend haben sich Autoren wie Marshall McLuhan, Neil Postman oder Susan Sontag und viele andere. So ist es etwa aus epistemologischer Sicht eine wichtige Erkenntnis, dass ein Bild nicht mehr als tausend Worte sagt. Es »sagt« etwas ganz Anderes. Unter Umständen Dinge, die mit Worten gar nicht gesagt werden können, oder Dinge, die eben mit der »Bildsprache« viel schneller und eindringlicher und direkter »gesagt« werden können. Deshalb eigenen sich auch Bilder, insbesondere »Bewegtbilder« viel besser zur Manipulation als Worte. Ein simples Experiment mag das verdeutlichen: Man schalte beim Fernseher den Ton ab und betrachte nur die Bilder. Das ist immer noch recht »vielsagend« und unterhaltsam. Stellt man hingegen umgekehrt das Bild ab und hört nur den Ton, so wird das Fernsehen zum Radio, das eher einen Unterhaltungs-Notnagel darstellt und dann genutzt wird, wenn ein visueller Input nicht praktikabel ist. Einen Fernseher haben praktisch alle, dafür werden auch Unsummen ausgegeben. Aber wer hat schon noch ein Radio? Und was gibt man dafür aus?
Seit einiger Zeit findet aber das Fernsehen im weitesten Sinne sogar im Auto statt. Und die Bestrebungen zum »Autonomen Fahren« legen den Gedanken nahe, dass die Insassen dann nicht etwa aus dem Fenster blicken werden und sich nicht von der langweiligen Realität belästigen lassen werden, sondern sich – anstatt ihre Umwelt zwangsweise (»Aufmerksamkeit im Straßenverkehr«) bewusst und intensiv wahrzunehmen – von irgendwelchen unterhaltsamen Online-Fernsehprogrammen (»Streaming«) berieseln lassen werden. Ein namhafter Psychiater stellte experimentell fest, dass Fernsehen für das Gehirn (auf einer intellektuellen Ebene) in etwa das Gleiche ist, wie das Betrachten einer weißen Wand. Für das Theaterstück des Egos bietet es freilich Unterhaltung und Zerstreuung. Leider ist im Fernsehen eben alles Unterhaltung, sonst würde es sich praktisch niemand anschauen.
Weitere Themen
Mit Kunst und Kultur kann versucht werden, dem entgegenzuwirken (Verweis auf Maxim Gorki e. a.) … leider bis dato erfolglos. Der Homo silentio (der gar nicht reagiert).