Das Museum Schloss Cappenberg erstrahlt in neuem Glanz. Foto: Oliver Nautditt, Kreis Unna, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Schloss Cappenberg erstrahlt wieder, LWL und Kreis Unna zeigen zur Wiedereröffnung Ausstellungen zum Freiherrn vom Stein und Heinrich Graf Luckner
Selm (LWL) Nach sechsjähriger Renovierung eröffnet das Schloss Cappenberg in Selm (Kreis Unna) am Donnerstag, 7. April 2022, und ist ab Freitag, 8. April 2022, für die Öffentlichkeit wieder zugänglich. Die neuen und alten Nutzer, der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (#LWL) und der Kreis Unna, präsentieren zwei neue Ausstellungen in den umfangreich renovierten, komplett barrierefreien Räumen des Schlosses.
Im Obergeschoss zeigt der LWL die Dauerausstellung »Zu Besuch beim Freiherrn vom Stein«, im Erdgeschoss der Kreis Unna seine erste Sonderausstellung »Heinrich Graf Luckner. Ein Künstler und Schloss Cappenberg«. Das Schloss Cappenberg ist im Besitz von Sebastian Graf von Kanitz.
Graf von Kanitz: »Ich freue mich sehr, gemeinsam mit Ihnen nach einer längeren, intensiven Bauphase eine neue Zeit der musealen Nutzung in Schloss Cappenberg einzuläuten. Die Fortführung des Mietvertrages mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe und dem Kreis Unna belebt die Geschichte des Ortes, dessen Tradition nicht zuletzt von der Kultur geprägt ist, deren gesellschaftlicher Wert wiederum besonders in diesen Zeiten umso deutlicher wird.«
Alterssitz des preußischen Reformers Stein
Im Zentrum der neu gestalteten Dauerausstellung »Besuch beim Freiherrn vom Stein« steht das Leben und Wirken des preußischen Reformers, der Schloss Cappenberg 1816 erwarb und 1831 mit 74 Jahren dort verstarb. LWL Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger: »Ohne den Freiherrn vom Stein gäbe es keine preußischen Provinzen, kein Westfalen in den heutigen Grenzen und auch keinen Landschaftsverband. Mit der Dauerausstellung beschreiten wir einen neuen Weg: Am authentischen Ort begeben sich die Besuchenden auf eine spannende Zeitreise in das Jahr 1829.«
Das Ausstellungskonzept stammt von einem Büro in Stuttgart, das auch die 2014 eröffnete Schausammlung des LWL Museums für #Kunst und Kultur gestaltet hat. Direktor Dr. Hermann Arnhold und Kurator Dr. Gerd Dethlefs vom LWL-Museum in Münster betreuen die 500 Quadratmeter große Ausstellungsfläche in Schloss Cappenberg.
Audioguide statt Kleingedrucktem an der Wand
Die Besonderheit des Konzeptes: Es gibt keine Objektbeschriftungen. Über einen vor Ort ausleihbaren »Audioguide« rufen die Besucher gezielt Informationen zu den Objekten ab. Neben dem Freiherrn persönlich führen zwei fiktive Charaktere, der Kammerdiener Johann und das Dienstmädchen Luise, ihre »Gäste«, durch die biedermeierlichen Schlossräume. Die »Gäste« erhalten einen Blick hinter die Kulissen des Schlossbetriebes zu Lebzeiten von Stein. Sie erfahren Details aus der Familiengeschichte des Barons und seines Werdegangs und reflektieren mit dem Hausherrn über tagespolitischen und kulturpolitischen Themen der Zeit.
Im damals gerade fertig gestellten Festsaal – mit den Historienbildern, die von Stein selbst in Auftrag gab – tauchen die Besuchenden in die Geschichte des im 12. Jahrhundert gegründeten Prämonstratenserstiftes Cappenberg, einem wichtigen Beispiel für westfälische Klosterbaukunst, ein.
Auf diese Weise erfahren die Besucher vieles zur Familie und zu den Eltern des »Herrn Baron«: Steins Werdegang, seine Entscheidung, in den Dienst Preußens als Rechtsstaat zu treten, als Wirtschaftsförderer Straßen zu bauen. Als westfälischer Oberkammerpräsident hatte er ab 1802 die Säkularisation der Fürstbistümer und reicher Klöster wie Cappenberg zu organisieren, führte 1806 als Finanzminister das erste Papiergeld in Preußen ein und rettete im Krieg den Staatsschatz vor dem Zugriff der Franzosen.
Das Dienstmädchen Luise berichtet nebenbei, dass der Herr Baron als Feind Napoleons aus seinem Ministeramt entlassen wurde, nach Prag flüchtete und schließlich in russischen Diensten erfolgreich den Kampf gegen den französischen Kaiser führte. »Auf Wiedersehen: bitte beehren Sie uns gern wieder mit Ihrem Besuch!« So werden die Besucher:innen von Diener Johann entlassen, nun besser vertraut mit dem Erfinder der kommunalen und regionalen Selbstverwaltung.
Wechselausstellungen starten mit Heinrich Graf Luckner
»Wir möchten alle einladen, sich selbst ein Bild vom renovierten Museum zu machen. Ich finde, die Wartezeit hat sich gelohnt«, so Landrat Mario Löhr. »Die historischen Räume sind runderneuert und darauf ausgelegt, Kunst- und Kulturschätze optimal zu präsentieren. Wir freuen uns, dass wir neben unserem Museum Haus Opherdicke einen weiteren ganz besonderen Kunstort im Kreis Unna haben, der den Kreis in der Kunstszene auch überregional noch bekannter macht.«
»Der Kreis Unna präsentiert in der Wechselausstellung im Erdgeschoss einen Künstler, der mit Schloss Cappenberg verbunden ist, wie kein zweiter: Heinrich Graf Luckner«, kündigt Kreisdirektor und Kulturdezernent Mike-Sebastian Janke die erste Wechselausstellung an. »Besonders hervorzuheben ist seine Wandmalerei im Kaminzimmer. Es ist die einzige erhaltene Wandmalerei im Schloss und daher etwas ganz Besonderes.«
Am Sonntag, 10. April, öffnet das Museum Schloss Cappenberg um 10 Uhr seine Türen für alle kostenfrei. Es folgt ein Tag voller Führungen bis in den Nachmittag hinein. Das Programm und alle Uhrzeiten für den Tag sind #online zu finden.
Die Führungen geben einen besonders detaillierten Blick in die Ausstellung, bei der es um Heinrich Graf Luckner geht: Seine Werke werden im Museum Schloss Cappenberg erstmals in einer Retrospektive vorgestellt. Luckner (1891 bis 1970) war Professor an der Hochschule für Bildende Künste Berlin (West) und schuf bedeutende Porträts in den Nachkriegsjahren. Gemälde vom Bundespräsidenten Theodor Heuss und wichtigen Künstlern der damaligen Zeit wie Max Pechstein, Renée Sintenis und Hans Scharoun verdeutlichen den hohen Stellenwert des Künstlers.
Die Ausstellung zeigt Luckners Entwicklung und visualisiert die Vielfalt seiner Bildmotive, von frühen mythologischen Figurationen zu farbig expressiven Kompositionen in seinem Spätwerk. Ein besonderer Fokus der Schau liegt auf der Beziehung des Künstlers zur Familie Graf von Kanitz und den einzigen im Schloss erhaltenen Wandmalereien. Wichtige Leihgeber sind die Staatlichen Museen zu Berlin, Nationalgalerie, die Berlinische Galerie und das Abgeordnetenhaus Berlin, das Gerhard Marcks Haus Bremen sowie das Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg. Die Ausstellung lädt dazu ein, Heinrich Graf Luckners umfassendes, künstlerisches Werk neu zu entdecken.