Alena Ostrau: »Da Dachaufbau und Wände nicht mehr den heutigen Baustandards entsprechen, habe ich mich dazu entschieden, sie komplett abzureißen.« Foto: P. Pollmeier, FH Bielefeld, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Umnutzung der Rochdale Kaserne, Architektur Studentin der FH Bielefeld gestaltet Werkstatthalle um
Es ist beeindruckend, das Rochdale Quartier in Bielefeld Sieker. Früher lebten britische Soldaten auf dem Gelände, das so groß ist wie 12 Fußballfelder. Nach deren Abzug im Jahr 2020 standen die Rochdale Barracks leer. Das soll sich nun ändern: Im Rahmen des Festivals »Transurban Residency« wird das Gelände zwischen dem 13. August 2022 und dem 11. September 2022 zum Schauplatz von über 50 Kulturschaffenden aus Bielefeld. Das #Transurban #Team, die #Fachhochschule (FH) Bielefeld und das Architektur Kollektiv »orizzontale« aus Rom haben ein diverses Kunstprogramm und Kulturprogramm aus Konzerten, Lesungen, Kreativ Workshops und Ausstellungen entwickelt. Ebenfalls dabei: rund 70 Studenten der FH Bielefeld, die das Gelände als Atelier- und Ausstellungsfläche für ihre Arbeiten nutzen wollen. Eine von ihnen ist Alena Ostrau. Im Rahmen ihrer Bachelorarbeit hat sie einen architektonischen Entwurf erstellt, wie die Werkstatthalle des Rochdale-Quartiers, in der früher Panzer repariert wurden, zu einem Wohnquartier umgestaltet werden könnte.
Professorin der FH Bielefeld Bettina Mons: »Konzeptionelle Entwicklung überzeugt«
Die Aufgabe von #Architektur Professorin Bettina Mons vom Campus Minden der FH Bielefeld für Alena Ostrau und ihre Mitstudenten lautete: Entwicklung eines zukunftsweisenden und experimentellen Wohnkonzepts für eine langfristige neue Nutzung der Werkstatthalle. Dabei sollten 25 bis 30 Wohneinheiten in unterschiedlichen Größen entstehen, um Singles, Familien sowie ältere Bewohner anzusprechen. »Ostraus Entwurf überzeugt sowohl in der konzeptionellen Entwicklung der gewählten Nutzungstypologien als auch in der Auseinandersetzung mit der bestehenden Industriehalle«, so Prof. Mons.
Das zentrale Element ihres Entwurfs: die Stahlkonstruktion mit Gitterträgern
Das Besondere am Entwurf der 22-Jährigen: Die eindrucksvolle Stahlkonstruktion der Werkstatthalle bleibt erhalten. »Ansonsten habe ich aber kaum etwas stehengelassen von der Halle. Da Dachaufbau und Wände nicht mehr den heutigen Baustandards entsprechen, habe ich mich dazu entschieden, sie komplett abzureißen.« Auch der eingeschossige Anbau auf der rechten Seite der Halle musste weichen.
Das neue Wohnquartier besteht nun aus 12 einzelnen Gebäuden mit Wohneinheiten für Jung und Alt sowie offenen und gemeinschaftlich genutzten Grünflä#chen. Ostrau hat gleichsam ein ganzes kleines Viertel in die Halle »hineingebaut«. An die Halle selbst erinnert nur noch die Stahlkonstruktion, die auf diese Weise das aus den einzelnen Gebäuden bestehende Ensemble weithin sichtbar zusammenhält. Ostrau war es wichtig, dass die geschlossenen Wohneinheiten sehr viel natürliches Licht bekommen. »Gleichzeitig wollte ich aber auch die Dimensionen des ursprünglichen Baus nach wie vor erkennbar machen. Die Stahlkonstruktion mit den Gitterträgern ist schon aus der Ferne gut zu sehen und bildet so das zentrale Element meines Entwurfs.«
Neue Interpretation durch die Verbindung aus Alt und Neu
Was ihr an der Arbeit am meisten gefallen hat? »Das Ausprobieren und Tüfteln, wie die einzelnen Baukörper unter und über der Stahlkonstruktion platziert werden können und welche verschiedenen Wohnformen entstehen sollen – das hat wirklich Spaß gemacht.« Eine weitere Motivation für die angehende Architektin: Altes und Neues verbinden und neu zu interpretieren. Daher rührte auch ihre Idee, die Stahlkonstruktion als stilgebendes Element in ihren Entwurf einzuflechten und die Lage der Wohnhäuser an den Trägern auszurichten.
Praktischer Bezug und Fokus auf technische Fächer: das Architektur Studium an der FH
Insgesamt hat Ostrau allein 2 Wochen täglich 4 bis 5 Stunden an ihrem Modell gebaut, um die filigrane Stahlkonstruktion nachzubilden und die einzelnen Wohnblöcke und die Grünflächen maßstabsgetreu anzufertigen. Für das Entwerfen eines Konzepts, die Erstellung der Pläne, die Planung des Modells in der Architekten-Software Archi CAD und das Bauen ihres Modells hatte sie insgesamt 8 Wochen Zeit. Ein großes, sehr vielschichtiges Projekt, auf das sie während des Studiums gut vorbereitet wurde. »Die FH legt im #Architektur #Studium viel Wert auf den praktischen Bezug und die technischen Fächer«, berichtet Ostrau. »Das ist mir bei der Arbeit an meinem Entwurf sehr zugutegekommen.«
Neben den Pfeilern und den Stahlträgern der Dachkonstruktion ließ Ostrau auch die vorhandenen Gruben innerhalb der Werkstatthalle bestehen – und verwandelte sie in Wassergräben. So könnten die #Bewohner künftig im Sommer auf den Grünflächen spielen oder einfach nur relaxen und dann im #Wasser plantschen und eine #Abkühlung suchen.
Die Umnutzung der ehemaligen Kaserne begrüßt Ostrau sehr: »Die Idee einer Umnutzung einer ehemaligen Kaserne zu einem neuen #Stadtquartier ist zwar nicht neu, aber es ist trotzdem spannend zu sehen, wie sich das Gelände entwickeln wird. Schließlich bringt jedes #Quartier ganz individuelle Voraussetzungen mit sich, die bei Bebauungsplänen mitgedacht werden müssen oder, wie in meinem Entwurf, Inspiration für neue Ideen und ungewöhnliche Lösungen bieten.«
Integrales Bauen: Master Studenten entwerfen Pläne für die Zwischennutzung
Neben der Aufgabe für die Bachelor Studenten beschäftigten sich auch FH Master Studenten des Studiengangs Integrales Bauen am Campus Minden mit der Nutzung der Rochdale Barracks. Im Gegensatz zur langfristigen Nutzung der Werkstatthalle erarbeiteten die Master-Studenten Entwürfe für die geplante fünfjährige Zwischennutzungsphase des Geländes. Heraus kamen Pläne für Co Working Spaces und Ateliers sowie Marktplätze, Werkstätten und Sporteinrichtungen.
Insgesamt entwarfen die Master Studenten 12 Plakate zu ihren Ideen, die ebenfalls während der »Transurban Residency« ab Samstag, 13. August 2022, um 14 Uhr gezeigt werden. Dann öffnet die Transurban Residency erstmalig die Tore zu der seit 1936 verschlossenen Kaserne. Auch die Besucher können sich in diversen Workshops und #Mitmach #Aktionen austoben und dabei ebenfalls aktiv an der Gestaltung der Rochdale Barracks mitwirken. Weitere Informationen über das 4 wöchige #Kunst und Kulturprogramm der Transurban Residency hier …