Melanie ist als Mann geboren, fühlt sich aber schon ihr Leben lang als Frau. Foto: Dennis Weißflog, MDR, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Wer bestimmt unser Geschlecht? MDR Reihe Exactly über Trans Sexualität
Leipzig, 23. September 2022
»Man wird quasi neu geboren«, sagt Melanie, während sie ihr Make up passend zum Outfit aufträgt. Melanie ist als Junge auf die Welt gekommen, hatte mit 38 Jahren im sächsischen Glauchau ihr Coming out und lebt seit 3 Jahren als Frau. Welche Hürden gibt es auf dem Weg zum anderen Geschlecht? Die #MDR Reihe Exactly fragt nach. Dazu wurde Melanie von den Reporterinnen Pauline Vestring und Michaela Reith begleitet, die dabei auch mit Menschen gesprochen haben, die Transpersonen beratend zur Seite stehen. Die Reportage Trans: Wer bestimmt unser Geschlecht? ist zu sehen ab 26. September 2022, 8 Uhr, in der #ARD #Mediathek und ab 17 Uhr auf dem Youtube Kanal #MDR #Investigativ.
Der Bundesverband »Trans« schätzt, dass etwa ein Prozent der Bevölkerung Transpersonen sind. Deren Weg erschwert dabei das mehr als 40 Jahre alte Transsexuellengesetz (TSG). Das besagt unter anderem, dass Menschen, die sich als »trans« outen, ihr #Geschlecht nicht selbst bestimmen können. »Trans« bedeutet, dass das #Geschlecht, das Menschen von außen zugeschrieben wird, nicht mit dem selbst empfundenen Geschlecht übereinstimmt.
Wer aktuell sein Geschlecht ändern will, muss zum Gericht und braucht 2 unabhängige Gutachten. Erst wenn beide Gutachter Grünes Licht geben, bewilligt das Gericht die Änderung von Namen und Geschlecht. Die Gutachten sind teilweise umstritten: »Was ich als sehr eingreifend empfinde, sind Begutachtungstermine, bei denen die Personen sich entkleiden sollen«, sagt Alexander Naß, der als Transgutachter in #Leipzig arbeitet. Er kritisiert, dass in der Branche teilweise nach sexuellen Vorlieben gefragt wird oder danach, wie oft jemand seine Bluse öffnet.
Laut #Ampel Koalition soll das Transsexuellengesetz 2023 dem sogenannten Selbstbestimmungsgesetz weichen. Dann sollen diese Gutachten wegfallen. Für Melanie ist es mit massivem Stress verbunden, dass sie gesetzlich noch nicht als Frau anerkannt wird. Dadurch muss sie bei ihrer Arbeit als Anlagenfahrerin in die Männerumkleide gehen. »Der #Arbeitgeber hält sich an Gesetze«, sagt Johanna Rödenbeck vom TransInteraktiv in Mitteldeutschland. »Er könnte extra #Toiletten und Umkleidekabinen schaffen, aber auch dadurch fallen Transmenschen auf und gehören nicht richtig dazu.« Sie betreut Transpersonen und deren Familien. Gerade Angehörige hätten oft Fragen, die sie sich nicht trauten zu stellen. Manche brächen den Kontakt ab, wenn sie von dem Coming out hören.
Was die MDR Reporterinnen Pauline Vestring und Michaela Reithüber den langwierigen Weg zum anderen Geschlecht herausgefunden haben, ist auch im MDR Fernsehen am Mittwoch, 28. September 2022, um 20.45 Uhr in der Reihe Exakt – die Story zu sehen.