Junge: Essstörungen auch hier keine Seltenhei. Foto: Andreas Breitling, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Binge Eating, Geschlecht definiert Hirnstruktur, Fokus der Wissenschaft auf Patient greift zu kurz, auch Jungen und Männer sind betroffen
Los Angeles, 10. November 2022
Der erste bekannte Vergleich der Gehirne von #Jungen und #Mädchen mit einer #Binge #Eating #Störung durch die Keck School of Medicine of USC zeigt signifikante Unterschiede in der Gehirnstruktur. Die #Studie baut auf früheren Untersuchungen auf, die davon ausgingen, dass die Binge Eating Störung bereits ab einem frühen Alter im #Gehirn »verdrahtet« ist. Sie liefert auch Belege dafür, dass Jungen und Männer künftig bei der Erforschung des Ursprungs von Essstörungen berücksichtigt werden müssen.
Studie untersucht Gehirnentwicklung
Laut Forschungsleiter Stuart Murray wurde bislang davon ausgegangen, dass Essstörungen bei Jungen und Männern unüblich seien. In der Folge wurden Behandlungsansätze entwickelt, die nur auf den Daten von Mädchen und Frauen beruhten. In den vergangenen Jahren wurde immer deutlicher, dass manche Essstörungen bei Männern und Jungen beinahe genau so häufig auftreten wie bei Frauen und Mädchen. Gleichzeitig gab es mehr wissenschaftliche Belege dafür, dass es sich bei Essstörungen um Erkrankungen des Gehirns handelt und sie nicht die Folge von sozialem Druck oder einem Mangel an Willenskraft sind, so Murray.
Aus den Daten der Adolescent Brain Cognitive Development haben die Forscher 38 Jungen und 33 Mädchen mit der Diagnose Binge-Eating-Störung identifiziert. Insgesamt hatten an der groß angelegten Studie zur Gehirnentwicklung 11.875 Jugendliche teilgenommen. Bei den Kindern entfielen rund 57 Prozent der Erkrankungen auf Jungen. Diese Zahlen verändern sich bei Erwachsenen. Hier sind rund 43 Prozent der Betroffenen Männer.
Unterschiede bei grauer Hirnmasse
Die Forscher haben die Dichte der grauen Hirnmasse der neun und zehn Jahre alten Kinder mittels Voxel basierter Morphometrie (VBM) untersucht – ein Verfahren, das Unterschiede in der strukturellen Gehirnanatomie des gesamten Gehirns aufzeigt. Im Vergleich mit einer Kontrollgruppe von 47 Kindern zeigten Mädchen mit einer Binge Eating Störung in mehreren Bereichen des Gehirns eine erhöhte Dichte der grauen Hirnmasse. Diese Bereiche stehen mit der Impulskontrolle und den Symptomen der Krankheit in Zusammenhang. Jungen mit einer Binge-Eating-Störung verfügten in diesen Bereichen jedoch über keine derartigen Veränderungen.
Die erhöhte Dichte der grauen Hirnmasse bei Mädchen legt laut den Forschern nahe, dass ein entscheidender Reifungsprozess des Gehirns, das »Synaptic pruning«, bei dem synaptische Verbindungen zurechtgestutzt werden, bei diesen Mädchen spezifisch verändert oder verzögert sein dürfte. In einem nächsten Schritt wollen die Forscher untersuchen, ob die Gehirne von Jungen und Mädchen mit einer Binge Eating Störung auch unterschiedlich funktionieren. Die Forschungsergebnisse wurden in Psychological #Medicine veröffentlicht.