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»Langsam und ganz sacht«, neue Ausstellung in der Städtischen Galerie Iserlohn, ab 10. Februar 2023, mit Workshop »Porträt Sitzung«Zoom Button

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»Langsam und ganz sacht«, neue Ausstellung in der Städtischen Galerie Iserlohn, ab 10. Februar 2023, mit Workshop »Porträt Sitzung«

»Langsam und ganz sacht«, neue Ausstellung in der Städtischen Galerie Iserlohn, ab 10. Februar 2023, mit Workshop »Porträt Sitzung«

Iserlohn, 6. Februar 2023

Die #Städtische #Galerie #Iserlohn, Theodor Heuss Ring 24, zeigt vom 10. Februar bis zum 9. April 2023 die Ausstellung »Langsam und ganz sacht« der Fotografen Steffen Diemer und Hannah Schemel.

Über die Künstler

Was Steffen Diemer (geboren 1966 in Grünstadt, Pfalz) und die rund drei Jahrzehnte jüngere Hannah Schemel verbindet, ist die Fotografie, ist die Suche nach gültigen Bildern, wobei wir nicht von dem sprechen, was gemeinhin unter Fotografie verstanden wird. Diemer und Schemel arbeiten im Selbstauftrag, ohne Termindruck und allein ihrem persönlichen Kompass verpflichtet. Schon sie als Fotografen zu bezeichnen, führt eigentlich in die Irre. Hannah Schemel und Steffen Diemer nutzen die #Kamera, um zu Bildern zu gelangen, die als Werke dauerhaft bestehen können, buchstäblich Solitäre in einer Welt des visuellen #Overkill.

Die digitale Welt, die Welt professionellen Fotografierens muss man Steffen Diemer nicht erklären. Mehr als 2 Jahrzehnte hat er als Bildjournalist gearbeitet. Die Rede ist von mehr als 70 Ländern auf vier Kontinenten, die er als freier Fotograf bereist und mit der Kamera erkundet hat, zahllose Kriege und Konflikte eingeschlossen. Nicht dass er das Elend gesucht hätte. Es kam auf ihn zu, daheim in Mannheim, wo er nicht wegsah, wenn er auf Obdachlose stieß, oder draußen in der Welt, wo das gewaltsame Sterben Teil des Alltags war. Diemer sah sich gedruckt. Im Spiegel, im #Stern, in der #FAZ. Was nach Erfolg klingt, wurde allerdings zusehends zur Belastung bis hin zum Burnout, zum Zusammenbruch. 

2011 nahm Steffen Diemer Abschied vom Fotojournalismus und erfand sich neu, ohne das Fotografieren aufzugeben. In der Entschleunigung seines Tuns fand Diemer eine kreative Perspektive, in der Erkundung technologischen Neulands, das im Grunde ein längst aufgegebener Acker war, einen künstlerischen Horizont.

Ganz ähnlich Hannah Schemel (geboren 1994 in Bühl, Schwarzwald), die sich gewissermaßen über Nacht einen anderen Weg verordnet hat. Bereits mit fünfzehn Jahren hatte sie ein Jahr in den USA verbracht, dort unter anderem einen Fotokurs belegt, Bekanntschaft mit Kleinbild und Dunkelkammer gemacht. Zurück in Deutschland begann sie, an der Hochschule Mannheim Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt Fotografie zu studieren, machte ihren Abschluss, arbeitete in einer Agentur. Was nach einer Karriere in den neuen Medien oder in der Werbung klingt, erwies sich allerdings schnell als Sackgasse. Zuviel Hektik. Zuviel Kommerz. Zu viele laute Versprechen. Letztlich konnte die nervöse Welt der Werbung die junge Hannah Schemel nicht begeistern – so wenig wie ein inzwischen entmaterialisiertes Medium. Die Massen an Fotos auf der Festplatte habe sie sich gar nicht mehr angeschaut.

Hannah Schemel wie auch Steffen Diemer traten bewusst ein, 2 Schritte zurück. Verfahrenstechnisch beamten sie sich in eine buchstäblich vorindustrielle Zeit, in eine Zeit, als die Fotografie noch Handwerk war, eine Art Alchimie mit immerhin handfesten Resultaten. Einer Welt der viralen Bilder kehrten sie den Rücken, um das Schauen, das Staunen, das Sehen neu zu lernen. Dabei ist ihr Rückgriff auf historische, im Prinzip ausgestorbene bzw. unübliche, weithin vergessene Verfahren keine Marotte, sondern der bewusst unternommene Versuch, sich der dinghaften Welt mit Demut, einem ausgebremsten Blick zu nähern.

Hannah Schemel arbeitet mit einer Platin/Palladium Mischtechnik, auf für sie handgeschöpftem Büttenpapier von John Gerard. Ihre Bilder entstehen mit einer analogen Großformatkamera. Steffen Diemer nutzt das über 170 Jahre alte Nassplatten Kollodium Verfahren. Als Bildträger fungiert hier auch für ihn von einer deutschen Glashütte hergestelltes Schwarzglas.

Ihre Zusammenarbeit hat sich in einem Zeitraum von nunmehr sechs Jahren stetig weiterentwickelt. Die Liebe zur japanischen Ästhetik, beeinflusst von Künstlern wie Hasegawa Tōhaku, dem Schriftsteller Tanizaki Jun’ichirō oder Matsuo Bashō beeinflussen ihre Arbeit. Beide verbrachten längere Zeit in Japan. Aber auch in jüngster Zeit die philosophische Auseinandersetzung von Hans Dieter Bahr in seinem Buch: Landschaft. Das Freie und seine Horizonte beginnen Schemels Arbeiten zu beeinflussen. Für Diemer seit kurzem die Auseinandersetzung mit den Schriften des deutschen Mystikers und Philosophen Jacob Böhme. Beides Werke, die auch ein lebenslanges #Studium erfordern.

Zur Ausstellung

In der Städtischen Galerie in Iserlohn zeigt die Künstlerin Hannah Schemel, Umi, das Meer, und Kigen, der Ursprung, welche an der bretonischen Küste und in ihrer Heimat, dem Schwarzwald entstehen. Man kann geradezu die salzige Gischt im Gesicht spüren. Das Geräusch der Wellen hören, die auf Felsen schlagen. Im Rhythmus der Natur bäumt sich die See auf, um im nächsten Moment wieder ruhig zu liegen. Der flüchtige Nebeldunst wird von der Künstlerin durch stundenlanges Ausharren eingefangen. Den Schwarzwald zeigt sie als zarte Details von Baumspitzen, aber auch in größeren Ansichten, die den Betrachter taubesetze Tannennadeln und Moos riechen lassen. Momente zum Neuentdecken von verborgenen Schönheiten, Innehalten und Durchatmen.

Von Steffen Diemer werden Stillleben zu sehen sein. Ein Wasserglas aus dem täglichen Gebrauch. Brombeeren die zum Verspeisen einladen. In den kleinen Dingen des Alltags findet Steffen Diemer immer wieder überraschende Schönheit. Mit feinsinnigem Blick arrangiert er diese auf den ersten Blick einfachen Gegenstände zu reizvollen Stillleben. Eines seiner liebsten Themen sind Blüten. Ein Kirschblütenzweig, der an das Gefühl erinnert, wenn der Frühling begrüßt wird. Ein kurzes Stehenbleiben und die kindliche Freude die Menschen erfasst in Anbetracht des jährlichen Naturschauspiels des andauernden Zyklus des Lebens. In Japan wird die sakura, die Kirschblüte, sogar mit einem eigenen Fest geehrt, dem Hanami.

Zur Vernissage am Freitag, 10. Februar, um 19.30 Uhr sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Die Einführung übernimmt der Fotohistoriker und Journalist Hans-Michael Koetzle. Hannah Schemel und Steffen Diemer werden anwesend sein.

Die Städtische Galerie ist geöffnet mittwochs bis freitags von 15 bis 19 Uhr, samstags von 11 bis 15 Uhr sowie sonntags von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet vier Euro (ermäßigt zwei Euro), Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren haben freien Eintritt.

Workshop Porträt Sitzung

Im Rahmen der Ausstellung findet am Wochenende, Samstag, 25. Februar, und Sonntag, 26. Februar 2023, jeweils von 11 bis 15 Uhr ein Workshop »Porträt Sitzung« mit den beiden Künstlern statt. Alle Interessierten sind herzlich dazu eingeladen. Die Arbeiten entstehen im #Nassplatten #Kollodium Verfahren als Ambrotypie auf Schwarzglas. Das teure Verfahren, das in diesem Workshop live angewendet wird, ist mit erheblichem Aufwand verbunden. Somit wird jedes Porträt als einmaliges Unikat der Künstler zwischen 190 Euro (klein) und 280 Euro (groß) kosten. Nähere Infos gibt es telefonisch unter +4923712171940 oder +4923712171972.

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