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Beim Klick auf das Bild wird eine Anfrage mit der IP Adresse des Users an Youtube gesendet und es werden Cookies gesetzt, personenbezogene Daten übertragen und verarbeitet, siehe auch die Datenschutzerklärung. Jochen Holtrup mit Logo Lichtziffer. Bild: Jochen Holtrup, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Bischofskonferenz – eine Antwort der Missbrauchsbetroffenen: Genug der leeren Worte, wir handeln nun selbst!

Bischofskonferenz – eine Antwort der Missbrauchsbetroffenen: Genug der leeren Worte, wir handeln nun selbst!

Wetter (Ruhr), 2. März 2023

»Lichtziffer – Aufleuchten aus dem Dunklen« ist der Titel eines überregionalen #Projekts zur #Selbsthilfe von #Betroffenen #Sexueller #Gewalt in institutionellen Organisationen, wie den #Kirchen, #Vereinen und #Schulen. Die Initiatoren wenden sich nun erstmals mit einer Fundraisingkampagne an die Öffentlichkeit und bitten um Unterstützung.

Trotz der vielen #Missbrauchsskandale, die in den letzten Jahren in den Kirchen, im Sport und auch an Schulen ans Licht gekommen sind, bleiben die eigentlichen Opfer oft im »Dunklen«. Das wollen die Initiatoren von »Lichtziffer« nun ändern. Der Name ist Programm …

Den Erfahrungen der Initiatoren nach wird oft nur über sie, aber nicht mit ihnen geredet. Auch in den #Medien werde bis auf wenige Ausnahmen der öffentliche Diskurs und die Meinungsbildung über #Taten, #Täter und auch die Aufarbeitung nur durch die Institutionen oder Dritte bestimmt. Es gäbe im Missbrauchskomplex der #Katholischen #Kirche zum Beispiel bisher nur wenige Stimmen der Betroffenen, die Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erfahren.

Das Projekt soll Betroffenen, Selbsthilfegruppen und Betroffeneninitiativen eine Plattform und Präsenz nicht nur in den sozialen Medien bieten. Betroffene werden unabhängig in Videoblogs, Texten und Audiobeiträgen von sich und den Erfahrungen mit dem Umgang der Institutionen mit ihnen berichten. Durch die persönlichen Geschichten soll sich die Scham bei anderen Betroffenen über ihre Gewalterfahrungen reduzieren und die Berührungsängste von Angehörigen und der Öffentlichkeit im Umgang mit Betroffenen abgebaut werden. Auch möchte Lichtziffer für Politik und Medien einen direkten Blickwinkel auf Betroffene und Kontakt zu diesen ermöglichen, damit Veränderungen in Zusammenarbeit mit Betroffenen erfolgen können. »Sei es in Anerkennungsverfahren, Gesetzgebung, Verantwortungsübernahme, Entschädigungen oder Fürsorgemöglichkeiten«, so die Initiatoren.

Des Weiteren wird »Lichtziffer« auch konkrete Hilfe für die Betroffenen ermöglichen: Jeder Betroffene und die teilnehmenden Betroffeneninitiativen werden aktuellen Bedarf in eigenen Bereichen an Hilfe kommunizieren und dafür auf Lichtziffer eigene Fundraisingaktionen starten. Mittelfristig ist eine Stiftung geplant, die Therapien und konkrete Lebenshilfe unabhängig von den Institutionen bereitstellen und die Selbsthilfegruppen stärken soll.

Zu Beginn des Projekts richtet es sich zunächst an Betroffene von Sexueller Gewalt in den Kirchen und ihren Erfahrungen in Anerkennungsverfahren. Da sich nach Erkenntnissen der Initiatoren die Ursachen von sexueller Gewalt jedoch in vielen institutionellen Organisationen ähneln, wird sich das Portal nach und nach auch Betroffenen in Vereinen und Schulen öffnen.

»Seit nunmehr 3 Jahren stecke ich selbst in einem Anerkennungsverfahren der katholischen Kirche in der Warteschlange einer beispiellosen Ignoranz und Selbstüberhöhung der Verantwortlichen fest«, sagt einer der Initiatoren, Jochen Holtrup, heute 53 Jahre alt und ehemaliger Schüler eines katholischen Eliteinternats. »Mir ist zum Glück eine gute Resilienz gegeben, so dass ich mein Ursprungstrauma recht schnell wieder in den Griff bekommen habe, als mir dieses nach Jahrzehnten der Verdrängung wieder bewusst wurde. Als ich dann aber der Kirche, hauptsächlich um der Kirche auch damit zu helfen, vor 3 Jahren meinen Fall zur Kenntnis gebracht habe, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen jedoch nicht ausmalen können, was mir dann schlussendlich im Umgang mit der Kirche im so genannten »Verfahren zur Anerkennung des Leids« widerfahren ist. Mit gesundem Menschenverstand ist nicht zu begreifen, wie sich die Leitungsebene der Kirche heutzutage gegenüber den Menschen in einem solchen Verfahren verhält.

Ohne zu übertreiben zu wollen: Dieses Verfahren kann oft nur als menschenverachtend, entwürdigend und retraumatisierend bezeichnet werden. Es geschieht erneuter Missbrauch durch eine Kirche, die hinter den #Kulissen in unserem #Staat wie in einer Parallelgesellschaft existiert und wie aus dem Mittelalter gefallen zu sein scheint. #Subventioniert, unkontrolliert, eigene Gesetzte, und es gelingt ihr sich und die Täter immer wieder der Verantwortung zu entziehen. Zum Glück ist mir neben meiner Resilienz aber auch ein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn geschenkt. Und so werden ich, und meine ähnlich gestrickten Mitstreiter, das nicht einfach mehr so hinnehmen und zu mindestens soll die Wahrheit und unsere Perspektive ans Licht kommen!«

Holtrup führt weiter aus: »Auf den ersten Blick flößt eine 2.000 Jahre alte Institution mit so viel Macht natürlich #Angst ein, auf den zweiten Blick denke ich: Es ist unser Recht auf Wahrheit, den Verantwortlichen mithilfe von Lichtziffer ein öffentlicher Spiegel zu sein, in den sie schauen müssen. Denn erstaunlicherweise erfährt die Öffentlichkeit so gut wie nichts darüber, wie eiskalt die Kirche hinter verschlossenen Türen der Bischofspaläste mit den Betroffenen verfährt. Was wohl auch damit zu erklären ist, dass die Medienmacht der Institutionen immens ist und zum Beispiel die katholische Kirche sehr darauf bedacht ist, ihre Meinungshoheit nicht zu verlieren. Gleichwohl ist die Verstrickung der Kirchen mit der Politik immer noch sehr eng, so dass wir größtenteils auch vom Staat alleine gelassen sind. Um dem entgegenzusetzen, starten wir nun einfach mal Lichtziffer und schauen, was passiert, wenn vieles der #Wahrheit hinter dem Schein ans Licht kommt.«

Holtrup ist selbst ein selbständiger Sozialunternehmer, der unter anderem schon Sozialprojekte mit Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus und internationalen Charties initiiert hat. Er erklärt, dass ein Hauptanliegen von Lichtziffer ist, selbstbestimmt eine unabhängige Medienpräsenz und Aufmerksamkeit für die Betroffenen zu erreichen. Dabei soll der Fokus darauf liegen, aus der Perspektive der Betroffenen den heutigen Umgang von Institutionen und dem Staat mit sexualisierter Gewalt sichtbar zu machen.

Die Initiatoren weisen darauf hin, dass dabei schon das Erzählen von sich und das »Gehört werden« 1. Schritte sein können, um wieder Selbstwirksamkeit zu erfahren: »Selbstwirksamkeit ist gegenüber der eigenen belastenden #Hilflosigkeit immens wichtig, den machtvollen Organisationen etwas entgegenzusetzen. Wobei die Institutionen wohl vergessen haben, dass wir heute nicht mehr #Opfer sind, sondern Überlebende Sexueller #Gewalt. Überlebende, mit der Kraft, die biografischen Brüche als Kinder und Jugendliche überlebt zu haben und selbst mit diesen Schicksalen unsere Lebenswege gestalten können.«

Das ambitionierte Fundraisingziel von 820.000 Euro wollen sie hingegen als symbolisch und provokant verstanden sehen: 
»820.000 Euro ist genau die #Summe, die das Bistum Köln einer PR Agentur für eine unsägliche PR Beratung bezahlt hat, welche die Erstellung eines zweiten Missbrauchsgutachtens gegenüber der Öffentlichkeit rechtfertigen sollte. Hauptsächlich Inhalt: Wie der Erzbischof, in der zu erwartenden Empörung der Öffentlichkeit, auf seinem Stuhl gehalten werden könnte. Es beinhaltete verachtenswerte Ratschläge, wie unter anderem der Betroffenenbeirat des Bistums zu manipulieren sei, Journalisten bestochen werden könnten, et cetera. Damit wir Lichtziffer starten können ist natürlich eine weitaus geringere Summe benötigt.«

Die Initiatoren hoffen darauf, dass sie zum Start die Basis der Kirchen in den Gemeinden erreichen werden. Und gerade auch die Menschen, die wegen der Missbrauchsskandale aus der Kirche ausgetreten sind möchten sie zur Unterstützung von Lichtziffer bewegen.

Holtrup: »Wir waren schon auf einigen Veranstaltungen, auf denen aktuelle Studien zur sexueller Gewalt vorgestellt wurden. Oft war die Reaktion auf das, was wirklich passiert ist, reinstes Entsetzen und Hilflosigkeit. Wir wurden immer gefragt, ob es denn nicht Möglichkeiten gäbe, wie der Einzelne uns unterstützen könnte – mit der #Fundraising Aktion für unser Projekt bieten wir nun genau diese Möglichkeit.«

Abschließend führt Holtrup aus: »Den Grundgedanken von Lichtziffer möchte ich ein wenig philosophisch zusammenfassen: Es ist genug – wenn die #Dunkelheit nicht mehr erschrickt und aufhorchen lässt, soll es doch unser Licht sein, das berührt und verändert!«

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