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Schutz vor Extremwetterereignissen: Mehrheit der Landkreise sieht Probleme bei der Finanzierung – Recherche von NDR, BR, WDR und CorrectivZoom Button

Ein Unwetter mit Starkregen und Hagel hat zu Überschwemmungen gefuehrt und Autos weggeschwemmt, hier steht eine Unterführung im Essener Stadtteil Altendorf unter Wasser, Essen, 9. Juli 2023. Foto: Malte Ossowski, Sven Simon, Picture Alliance, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Schutz vor Extremwetterereignissen: Mehrheit der Landkreise sieht Probleme bei der Finanzierung – Recherche von NDR, BR, WDR und Correctiv

Schutz vor #Extremwetterereignissen: Mehrheit der #Landkreise sieht Probleme bei der Finanzierung – Recherche von NDR, BR, WDR und Correctiv

Hamburg, 13. Juli 2023

Häufige Extremwetterereignisse und dadurch höhere finanzielle Belastungen – die große Mehrheit der Landkreise und kreisfreien Städte in Deutschland rechnet in den kommenden Jahrzehnten mit diesen Herausforderungen. Das geht aus einer Befragung hervor, die Journalistinnen und Journalisten von #NDR, #BR, #WDR und #Correctiv unter allen deutschen Landkreisen und kreisfreien Städten durchgeführt haben. Durch diese Recherche ist der bislang umfangreichste öffentlich verfügbare Datensatz zur Klimafolgenanpassung der Landkreise und kreisfreien Städte in Deutschland entstanden.

Viele Regionen sehen jetzt schon ein Problem bei der Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen. Von den Landkreisen und kreisfreien Städten, die an der Befragung teilgenommen haben, gibt gut die Hälfte an, dass die erforderlichen Maßnahmen in den kommenden Jahren vermutlich nicht finanziert werden können. Ein weiteres Drittel geht davon aus, dass die Finanzierung nur für einen Teil der Maßnahmen reichen wird. Ein explizites Anpassungskonzept für die Folgen des Klimawandels hat offenbar nur eine Minderheit der Landkreise und kreisfreien Städte. Und längst nicht überall haben Kreise den Überblick, was in ihren Gemeinden bereits an Maßnahmen existiert.

Kreise und Städte erwarten zunehmende finanzielle Belastungen

Insgesamt 329 Verwaltungen, also rund 82 Prozent aller Landkreise und kreisfreien Städte Deutschlands, haben an der detaillierten Umfrage teilgenommen. 96 Prozent von ihnen gehen davon aus, dass sie von Extremwetterereignissen wie Hitze, Dürre, Wassermangel, Starkregen oder Hochwasser bis 2050 stärker betroffen sein werden. 86 Prozent rechnen dadurch mit zunehmenden finanziellen Belastungen – vor allem durch #Starkregen und #Hitzewellen.

Etwa die Hälfte der Landkreise und kreisfreien Städte befürchtet, künftig häufiger Wassermangel zu erleben. »Wir wissen, dass sich in vielen Regionen die Grundwasservorräte gegenwärtig nicht hinreichend erneuern, weil Niederschlag fehlt«, sagt Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90 »Die Grünen«). Das Umfrage Ergebnis überrasche sie daher nicht. »Deshalb ist es gut, dass wir mit der Nationalen Wasserstrategie einen Beitrag dafür leisten, Vorsorge zu tragen«, so die Bundesministerin. »Wir müssen sensibler mit Wasser umgehen und das richtet sich in erster Linie an die großen Verbraucher, also die #Industrie

Konzepte zur Klimaanpassung fehlen noch in vielen Regionen

Die Umweltministerin will am Donnerstag, 13. Juli 2023, im #Kabinett ein #Klimaanpassungsgesetz beschließen. In dem Entwurf dazu heißt es: »Für das Gebiet jeder Gemeinde und jedes Kreises ist nach Maßgabe der Zuständigkeitsbestimmung des Landesrechts ein integriertes Klimaanpassungskonzept aufzustellen.«

Von den Landkreisen und kreisfreien Städten, die an der Umfrage von NDR, BR, WDR und Correctiv teilgenommen haben, hat bislang nur etwa ein Viertel ein solches Klimaanpassungskonzept (26 Prozent) – also ein zentrales Dokument, in dem Klimarisiken und Anpassungsstrategien festgehalten werden. Bei weiteren 22 Prozent ist ein Konzept in Arbeit, fast die Hälfte hat somit kein Konzept (48 Prozent).

»Mich erschreckt an dem Ergebnis, dass sich relativ viele Kreise und kreisfreie Städte noch gar nicht mit dem Thema beschäftigt haben und gar kein Konzept haben«, sagt Anja Bierwirth, Leiterin des Forschungsbereiches Stadtwandel am Wuppertal Institut Klima, Umwelt, Energie. »Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel zu ergreifen, bedeutet auch einen langfristigen Umbau der Städte. Je früher ich damit anfange, umso mehr Chancen habe ich, meine Stadt in den nächsten zehn bis 15 Jahren deutlich resilienter zu machen, als sie jetzt ist«, sagt sie.

Begrünung gegen die Hitze

Von den abgefragten Maßnahmen gegen die Folgen des Klimawandels wurden einige deutschlandweit besonders häufig umgesetzt. Der Blick auf die kreisfreien Städte und die Landkreise, die nach eigenen Angaben gut über die Aktivitäten in ihren Gemeinden informiert sind, zeigt: In 65 Prozent der Regionen wurden dürreresistente Baum und Pflanzenarten angepflanzt. Um der zunehmenden Hitze zu begegnen, haben 55 Prozent ihre Region durch Bäume begrünt, 48 Prozent setzten auf Begrünung von Fassaden und Dächern. Ein Hitzeaktionsplan existiert nur in 14 Prozent der Landkreise und kreisfreien Städte, ist aber bei 36 Prozent in den nächsten fünf Jahren geplant. Solche Aktionspläne dienen dazu, die Bevölkerung vor Ort besser auf Hitzephasen vorzubereiten und sie zu schützen, etwa durch Frühwarnsysteme oder das Bereitstellen von Informationen zum richtigen Verhalten bei Hitze.

Die Umfrage wurde mit fachlicher Beratung der TU Dortmund und unter Hinzuziehung von Klimaexperten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) und des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung durchgeführt.

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