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Marta Herford: »Long Gone, Still Here—Sound as Medium«, 5. November 2023 bis 25. Februar 2024Zoom Button

»Long Gone, Still Here—Sound as Medium«, Ausstellungsansicht, 2023. Foto: Besim Mazhiqi, Marta Herford, VG Bild Kunst, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Marta Herford: »Long Gone, Still Here—Sound as Medium«, 5. November 2023 bis 25. Februar 2024

#Marta #Herford: »Long Gone, Still Here—Sound as Medium«, 5. November 2023 bis 25. Februar 2024

Die internationale Gruppenausstellung zeigt ein breites Spektrum der Möglichkeiten von Klängen, Tönen und Geräuschen in der Bildenden #Kunst. Die inhaltlich vielschichtigen Werke reagieren akustisch auf die Besonderheiten der Architektur des Museums und laden so zur räumlich sinnlichen und zeitlich erfahrbaren Erkundung ein.

Die eingeladenen Künstler nutzen das Potenzial von Klängen, um etwas physisch Abwesendes, zeitlich oder räumlich Entferntes zu vergegenwärtigen, um so Zeit, Raum und Erinnerungen in den Fokus zu nehmen. So erzeugen die in der Ausstellung präsentierten klangbasierten Arbeiten von Janet Cardiff und George Bures Miller, Mikhail Karikis und Lydia Ourahmane durch verschiedene Methoden innere Bilder, die zwischen Präsenz und Vergänglichkeit oszillieren. Ghislaine Leung überträgt einen Radiosender live von einer anderen Zeitzone in die Ausstellung. Die Künstlerin spielt auf die Faszination des Mediums Radio an, sodass die Zeit und Raum zwischen Orten scheinbar überbrückt wird.

Erinnerungen werden nicht nur durch visuelle Bilder, sondern ebenso durch multisensorische Eindrücke geprägt. Musik und Gesang begleiten uns unser Leben lang. Dies zeigt sich im Besonderen in den Klangstücken und Filmarbeiten von Jeremy Deller, Susan Philipsz und Hannah Weinberger, die mit unseren kollektiven, aber auch individuellen Erinnerungen an Musik und damit verbundene Gefühle appellieren.

Klang als vermeintlich wenig greifbares Medium wird in der Ausstellung mannigfaltig thematisiert. Aviva Silverman etwa nutzt das Medium Klang, um die physische Dimension durch Sinustöne und ein Relief im Raum sichtbar zu machen. Silverman nutzt in diesen ortsspezifisch neuentwickelten Werken die gekrümmten Wände und Oberflächen des von Frank Gehry entworfenen Gebäudes und involviert zugleich den menschlichen Körper als Resonanzkörper.

Durch Werke der Künstlerinnen Liza Sylvestre und Christine Sun Kim wird darüber hinaus in der Ausstellung thematisiert, wie höreingeschränkte und Taube Personen den Alltag in einer hörenden Mehrheitsgesellschaft erleben. Es wird deutlich, wie sehr das Hören in der Gesellschaft als selbstverständlich angesehen wird. Um Menschen mit Höreinschränkungen besser teilhaben zu lassen, sind Transkriptionen folgerichtig ebenfalls Teil des Ausstellungsdisplays. Zudem steht die Einführung in die Ausstellung in Deutscher Gebärdensprache zur Verfügung.

In der zentralen Domgalerie des Gebäudes (420 Quadratmeter, 23 Meter Raumhöhe) sind dreizehn Klangarbeiten zu einer räumlichen und zeitlichen Partitur von anderthalb Stunden arrangiert. Die Arbeiten sind auf die Mitte des Raumes ausgerichtet, von wo aus die Abfolge der Stücke akustisch, aber auch visuell erfahrbar wird.

Verschiedene Elemente im Raum werden aktiviert. So wird einmal in den 1,5 Stunden durch Mitarbeitende des Museums »The Bell« (2015/2019) des irakischen Künstler Hiwa K angeschlagen. Die Kirchenglocke ist aus eingeschmolzenen, irakischen Kriegsgeräten geschaffen. Der Künstler kehrte den Vorgang um, dass in Kriegszeiten oft alles Verwertbare, einschließlich Kirchenglocken, zu Kriegsmaterial verarbeitet wurde.

Ebenfalls räumlich visuell erfahrbar ist das Werk von Michaela Melián. Sie hat in »Movement« (2020) die Fluchtroute der Geigerin Susanne Lachmann vor den #Nationalsozialisten in eine Notation für eine Geige übersetzt – die über eine Lichtinstallation mittels Glühbirnen in der Ausstellung präsent ist.

Rein akustische Werke werden hier über die Lautsprecher ebenfalls räumlich erfahrbar. Die Werke stehen stellvertretend für verschiedene Umgangsweisen mit dem Medium Sound. Die sehr frühe und nur selten aufgeführte Klangarbeit »Seriation #2: Now« (1968) der Philosophin und Pionierin der US amerikanischen Konzeptkunst Adrian Piper richtet beispielsweise die Aufmerksamkeit der Besuchenden auf den Moment und sein Vergehen. Über einen Zeitraum von 20 Minuten spricht sie das Wort »Now« (auf Deutsch, jetzt) in stetig kürzer werdenden Abständen.

Die algerische Künstlerin Lydia Ourahmane macht in ihrer Inszenierung des »stillen« Musikstücks »4‘33‘‘ (for John)« (2020) des experimentellen amerikanischen Komponisten John Cage aus dem Jahr 1952 deutlich, dass »Stille« nicht die Abwesenheit von Höreindrücken bedeutet, sondern vielmehr abhängig vom Ort und Zeitpunkt jeweils anders klingt.

Für Mikhail Karikis’ »Sounds from Beneath« (2011 bis 2012) erinnerte ein #Chor ehemaliger Bergleute an die Geräusche ihrer #Arbeit in den Minen und interpretierten sie stimmlich.

In jeweils eigenen Museumsräumen widmen sich Sung Tieu, Susan Philipsz und Michaela Melián weiteren Aspekten rundum das Thema Klang. Die Künstlerin Sung Tieu beschäftigt sich in ihren Arbeiten damit, wie sich Klänge auf den Körper und die Psyche auswirken können. Sie zeigt Werke, die sich mit dem sogenannten #Havanna #Syndrom befassen, bei dem es um körperliche Beschwerden geht, die angeblich von gegebenenfalls militärisch eingesetzten, seltsamen Geräuschen ausgelöst wurden.

Ihrem Raum folgt die Installation der Künstlerin Susan Philipsz, die ebenfalls im Dom mit einem Gesangsstück präsent ist, das den Titel der Ausstellung inspirierte: »Long Gone« (2006). Dieser ist wiederum nach einem Song von Syd Barrett von 1969 benannt. Barrett war Gründungsmitglied der psychedelischen Rockband Pink Floyd.

Die 2. Arbeit von Michaela Melián in der letzten Galerie (3) der Ausstellung ist eine ortsspezifische Neuproduktion. Es handelt sich dabei um ein 4 Kanal Klangstück für vier Muschelförmige Lautsprecherskulpturen. Die Komposition ist ein klangliches Porträt aus Sounds des Museums Marta Herford. Die von Streichinstrumenten gespielten Töne H E F D (für Herford) ergänzen dieses selektive Field Recording der Künstlerin und Musikerin und führen uns zurück zur Thematik der Wahrnehmung des Raumes.

Die Gruppenausstellung zeigt insgesamt 28 Werke von 17 internationalen Gegenwartskünstler und Duos unterschiedlicher Generationen. Jeremy Deller, Aviva Silverman, Michaela Melián und Ghislaine Leung haben für die Ausstellung ortspezifische Neuproduktionen geschaffen.

Im Rahmen der Ausstellung finden mehrere Kooperationsveranstaltungen mit der Nordwestdeutschen Philharmonie statt und es wird das 10 jährige Jubiläum des gemeinsamen Formats Marta Philharmonisch gefeiert.

Künstler

Janet Cardiff und George Bures Miller, Jeremy Deller, Gina Folly, Hiwa K, Mikhail Karikis, Hassan Khan, Christine Sun Kim, Ghislaine Leung, Michaela Melián, Olaf Nicolai, Lydia Ourahmane, Susan Philipsz, Adrian Piper, Aviva Silverman, Liza Sylvestre, Sung Tieu und Hannah Weinberger.

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