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Sarah Finkel, Judith Lilly Raab, Pablo Guaneme Pinilla, Arlen Konitz. Foto: Jochen Quast, Theater Heilbronn, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Theater Heilbronn: Identitätsschwindel mit ungeahnten Folgen, »Jugendliebe« von Ivan Calbérac kommt auf die Bühne des Komödienhauses

#Theater #Heilbronn: Identitätsschwindel mit ungeahnten Folgen, »Jugendliebe« von Ivan Calbérac kommt auf die Bühne des Komödienhauses

Heilbronn, 25. April 2024

Die Franzosen können einfach charmante und gesellschaftskritische #Komödien mit außergewöhnlichen Plots. So gelingt es auch Ivan Calbérac, dessen »Jugendliebe« am 27. April Premiere im Komödienhaus hat. Was dem Titel nach so romantisch scheint, entpuppt sich als scharfzüngige #Satire über einen wohlhabenden Franzosen, der seinen Reichtum aber verstecken will, um ihn nicht mit anderen teilen zu müssen. Dafür tauscht Antoine sein Luxusappartement vorübergehend mit einer Sozialwohnung im Plattenbau und versucht sich in Lebensstil und Habitus als Mann des einfachen Volkes zu geben. Mit allerdings gänzlich unbeabsichtigten Folgen.

Nach der erfolgreichen Inszenierung der mit dem Prix Molière ausgezeichneten Komödie »Weinprobe für Anfänger« ist dies das zweite Stück von Ivan Calbérac, das im Theater Heilbronn auf die Bühne kommt. Wiederum hat der Autor herrliche Charaktere mit Ecken und Kanten geschaffen und eine wunderbar abgedrehte Geschichte entwickelt, die in ihrer Absurdität das Leben in seiner ganzen Unberechenbarkeit einfängt. Nils Brück, der in »Weinprobe für Anfänger« die Hauptrolle gespielt hat, führt diesmal Regie. Ausstatterin Carla Friedrich hat zuletzt für die Erfolgsinszenierung »How to date a feminist« mit Nils Brück zusammengearbeitet und ist auch diesmal für die Bühne und die Kostüme verantwortlich.

Zum Inhalt

Antoine ist ein erfolgreicher Geschäftsmann und steht kurz vor der Hochzeit mit seiner Freundin Diane, die aus einem alten französischen Adelsgeschlecht stammt. Ihm geht es gut, wenn nur nicht seine Haushälterin neuerdings so renitent wäre. Seit sie ihren neuen Freund hat, ist sie auf Krawall gebürstet und rechnet ihrem Chef vor, dass es ein Unding sei, dass er 637mal mehr verdient als sie. Neuerdings will sie sich jeden einzelnen Handschlag zusätzlich bezahlen lassen. Auch Diane strapaziert seine Nerven. Sie shoppt auf seine Kosten, bis die Kreditkarte qualmt und wünscht sich zur Hochzeit nichts weniger als ein altes Schloss, das vor Urzeiten mal ihren Vorfahren, den Bourbonen, gehörte.

Da spricht eines Tages sein Anwalt in einer delikaten Angelegenheit bei ihm vor. Antoines Jugendliebe Maryse hat sich bei ihm gemeldet und möchte sich von ihm scheiden lassen. Wie bitte? Scheiden lassen? Er hat doch nie geheiratet, glaubt Antoine. Doch dann dämmert es ihm: Vor 20 Jahren in dem indischen Ashram – er und Maryse waren sehr verliebt, aber auch sehr bekifft – da haben sie geheiratet. Aus Quatsch und ohne Konsequenzen, wie Antoine glaubt. Aber Maryse hat die Ehe seinerzeit offiziell für rechtsgültig erklären lassen. Das bedeutet, so klärt ihn sein Anwalt auf, dass Antoine im Falle einer Scheidung sein halbes Vermögen an Maryse abtreten muss. Das darf nicht sein! Antoine muss seine Jugendliebe, die ihre Ankunft zum Unterschreiben der Scheidungspapiere schon für den nächsten Tag angekündigt hat, von seiner Mittellosigkeit überzeugen. Kurzerhand schickt er seine Haushälterin auf eine Urlaubsreise und zieht in ihre Sozialwohnung in einem Pariser Brennpunktviertel ein. Zusammen mit Diane, die krampfhaft versucht, ihre Ich bin was Besseres Attitüde loszuwerden. Aber die beiden haben weder mit dem ausgeprägten Helfersyndrom von Maryse, noch mit der Geschäftstüchtigkeit der Haushälterin gerechnet und schon gar nicht mit all den anderen Verwicklungen, in die sie sich mit ihrem Täuschungsmanöver hineinstürzen. Eine Lüge zieht die nächste nach sich, und Antoine gerät durch Geiz und Raffgier immer tiefer in den Schlamassel.

Verteilungsgerechtigkeit und soziale Spaltung

Regisseur Nils Brück wünscht sich, dass das Publikum das Theater nach der Vorstellung amüsiert, berührt und ein wenig nachdenklich verlässt. Es geht um nichts weniger als die Frage: Wie will ich leben? Gleichzeitig werden mit großer Leichtigkeit so wichtige Themen wie die Verteilungsgerechtigkeit und die soziale Spaltung der Gesellschaft verhandelt. Brück hat großes Vertrauen in den Text und die gute Komposition des Stückes. Er hat den #Musiker Johannes Mittl mit ins Team geholt, der mit dem hervorragend singenden Ensemble französische Songs für die Inszenierung einstudiert.

Carla Friedrich bringt die zwei extrem unterschiedlichen Spielorte, das Luxusappartement und die Plattenbauwohnung, auf die Bühne des Komödienhauses und stellt diese schnell umzusetzenden Verwandlungen mit wenigen aber verblüffend wirkungsvollen Veränderungen her. Dass Kleider Leute machen, wissen auch Antoine und Diane sehr genau, weshalb sie versuchen, ihre vermeintliche soziale Zugehörigkeit auch über die Veränderung ihres Kleidungsstils herzustellen.  

Premiere am 27. April 2024, 20 Uhr, Komödienhaus des Theaters Heilbronn, Komödie von Ivan Calbérac,Deutsch von Christa Hohmann und Jacob Schumann, Regie Nils Brück, Ausstattung Carla Friedrich, #Musik Johannes Mittl, Licht Niko Bock, Dramaturgie Sophie Püschel, Antoine Lopez Arlen Konietz, Diane D’Assenois Judith Lilly Raab, Chuang Mu Regina Speiseder, Gilles Rogeron Pablo Guaneme Pinilla, Maryse Dutilleul Sarah Finkel

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